Die Erde, die Natur, wir Menschen, die Tiere – alles ist dem Kreislauf des Lebens unterworfen. Etwas entsteht aus einer ganz kleinen Zelle, wird größer, lebt eine Weile, stirbt, zerfällt, düngt damit im besten Fall sogar den Boden, aus dem Neues erwächst und schon wieder geht alles von vorne los.

In unseren Breitengraden ist der Jahreszyklus viergeteilt, auch hier ist es der ewige Kreislauf, der alles am Leben hält – nach jedem noch so grauen, kalten, unerbittlichen Winter kommt auch wieder ein Frühling, der mit seinem saftigen Grün, seinen knalligen Farben und seinem erwachenden Leben um uns herum nicht nur den wärmenden Sommer ankündigt, sondern auch unsere Seelen, unsere Herzen beflügelt und Hoffnung verbreitet. Es geht eben immer weiter, egal, was war. Wie tröstete mich meine Oma vor vielen Jahren, als ich mit 13 vor Heimweh im fernen Frankreich das Gefühl hatte, das alles nicht zu überleben: „Nach jedem noch so tristen November kommt wieder ein wunderbarer Mai.“ Binsenweisheiten von Oma, die einen manchmal so gut trösten können, wie kaum etwas anderes.

Der Kreislauf der Jahreszeiten ist auch das Gerüst, das dem neuesten Buch von Jasmin Schreiber zugrundeliegt. Die Diplombiologin hat uns vor einigen Jahren mit „Marianengraben“ eine der schönsten deutschsprachigen Geschichten beschert und seither überrascht sie uns immer wieder mit neuen Büchern, die alle ganz unterschiedlich sind. Nun liegt seit ein paar Tagen ihr neuester Coup in den Buchläden und er ist bereits in die vorderen Ränge der Spiegelbestsellerliste reingeknallt, juchu! Ich freue mich immer sehr für Autor*innen, die so bescheiden sind, wenig Aufhebens um ihre eigene Person machen und trotzdem unglaublich erfolgreich sind.

Doch diesmal ist es kein Roman, sondern ein Sachbuch – „Schreibers Naturarium“. Aber nicht irgendein Sachbuch, sondern schlichtweg eines der schönsten, das ich je in der Hand hatte. Diese Frau macht mich fertig! Da kann sie nicht nur wirklich wunderbar warmherzig schreiben, ist auch noch Naturwissenschaftlerin mit einem riesigen Wissen, nein, das reicht ja nicht: Sie kann auch noch wirklich wunderschöne Illustrationen hervorzaubern, die dieses Buch zu einem echten Perlchen im Regal machen. Und dann – ich hör jetzt aber auch gleich auf mit meiner Lobhudelei – hat Jasmin Schreiber es sich auch noch nicht nehmen lassen, ALLE 8000 EXEMPLARE der ersten Auflage zu signieren, von Hand, in echt, in Farbe und so. Wer das nicht glauben mag, muss ihr nur bei Instagram folgen und sich dort die Fotos dieser „Höllenaktion“ anschauen 😉

Das Buch fasst rund 350 Seiten, hat farbige Überschriften, Seitenzahlen, mehrfarbige Illustrationen und einen wunderschönen Einband (basierend auf Zeichnungen von the mistress herself). Aufgeteilt ist das bibliophile Werk in die zwölf Monate. Es lädt ein, zu jeder Zeit im Jahr einzusteigen und von da an dem Lauf der Dinge zu folgen, immer schön an der Hand der Diplombiologin. Sie beherrscht es, vom Persönlichen ins Allgemeine und vom Privaten ins Wissenschaftliche zu springen, so bleibt es immer ungemein unterhaltsam, was man da liest, außerdem kriegt man als Fan der Autorin auch noch das Gefühl, eine gehörige Portion Privatleben erlesen zu dürfen :-). Amüsantes („Swingerclub im Schwalbennest“) wird sofort mit Fakten unterfüttert („Man hat herausgefunden, dass rund fünfzehn Prozent der Mehlschwalbenkids mit dem Vater nicht verwandt sind.“) und immer gerne kommt Jasmin Schreiber vom Einen zum Anderen. Es ist, als würde man sich mit ihr unterhalten. Wir erfahren viel Hintergrundwissen über Pflanzen, Vögel, Insekten.

Anhand des Schmetterlings wird uns die Metamorphose nähergebracht, wir bekommen erklärt, wie man einen naturnahen Garten oder Balkon oder gar wie man ein Herbarium anlegt, wie man Flechten unterscheidet oder welches „Unkraut“ man essen kann. Und ihre allergrößte Mission ist es, uns die „unbeliebten“ Insekten näherzubringen – ob ihr das bei meiner kleinen Tochter und ihrer Spinnenphobie gelingt, ich wage es zu bezweifeln. 😉

Ein tolles, tolles, tolles Buch, das so viel Spaß macht, sich mit allem, was draußen so in der Natur passiert, zu beschäftigen, mehr rauszugehen, mal zwischen die Ritzen der Bodenplatte zu schauen (ohne Ekel), den kleinsten Tierchen zuzuschauen. Denn es sind eben nicht nur die sensationellen Tiere wie Elefanten, Löwen, Giraffen oder Nashörner, die einen beeindrucken können, nein, das „Naturglück“ liegt buchstäblich direkt vor unserer Nase!

Also, der Frühling kommt dieses Jahr langsam in die Gänge, aber er kommt. Wollt Ihr gewappnet sein und richtig viel lernen und das auch noch mit Spaß? Dann holt Euch „Schreibers Naturarium“ und wenn Ihr Euch beeilt, kriegt Ihr auch noch eine signierte Ausgabe!

„Schreibers Naturarium“ von Jasmin Schreiber ist am 31.3.2023 im Eichborn Verlag als gebundene Ausgabe erschienen. Zu mehr Informationen kommt man per Doppelklick auf das im Beitrag angezeigte Cover oder auf den Verlagsnamen.