Sirenengesänge oder Wehmutsklagen?

Kurt Vonnegut ist ein Autor den ich unbedingt mögen will. Die ersten beiden Versuche schlugen fehl. Das gelungene Cover und das versprochene Amüsement gaben den Ausschlag für diesen neuen Versuch, denn seit vielen Jahren lese ich Science Fiction und nicht nur dort, sondern auch in anderen Romanen, wird oft auf Vonnegut verwiesen, er zitiert, oder ihm anderweitig Respekt gezollt. So ähnlich erging es mir allerdings auch mit Walt Witman. Zum ersten Mal in Jim Jarmusch wunderbarer Komödie „Down by Law“  (sehenswert, besonders Roberto Benigni und natürlich Tom Waits) und auch später in etlichen amerikanischen Romanen. Nachdem ein sehr lieber Mensch mich mit einem Gedichtband des Lyrikers beglückte, deutsche Übersetzung und englischer Originaltext, stellte sich heraus, Witman ist nichts für mich. Mal sehen in welche Richtung die Geschmackswaage nun bei Vonneguts titanischen Sirenen ausschlägt.

Denis Scheck beschreibt ihn in seinem sehr lesenswerten Vorwort zu „Die Sirenen des Titan“ als  jemand dem es unangenehm war als SciFi Autor Erwähnung zu finden. Auch aus kommerziellen Gründen und weil dieses Genre als „Pissbecken für seriöse Literaturkritiker“ herhalten müsse. Da hat er nicht unrecht, die Kritiker allerdings sollten verstärkt an ihrer „Seriosität „ arbeiten.

Bereits im Vorwort ist der Mensch Kurt Vonnegut mir, dank Herrn Schecks liebevoller Erläuterungen, sympathisch.

„Ich bin Skeptiker, kein Zyniker, ich misstraue nicht den Motiven der Menschen, sondern ihrer Intelligenz“.

Ein Satz der eine gewisse Abgehobenheit und Arroganz beinhaltet, aber auch zitierenswert, weil teilweise leider wahr ist. So kommen Menschen en masse in seinem Roman auch nicht gut weg. Sie sind dumm, lästig, enervierend und zu einer hirnlosen Masse verschmolzen. Wie jene Menschenmenge, die sich versammelt um der Materialisierumg Wisnton Niles Rumfoords und seines Hundes beizuwohnen. Dieses Privileg erhält aber nur Malachi Constant, der reichste Mann der Welt. Warum? Darüber bleiben die LeserInnen lange im unklaren, während sie sich mit den womöglich genialen  Gedankengängen und und der seltsam anmutenden Erzählweise des Autors herumschlagen müssen. Ein wenig erinnert mich Vonnegut in seiner Misantrophie an den französischen Skandalautor der es immer wieder schafft seine frauen-,fremden- und menschenfeindlichen schwurbeligen Gedanken als hohe Intellektualität zu verkaufen. Allerdings nur stilistisch. Ermüdend eben. Kurt Vonnegut hingegen kann zumindest lustige Ideen und Namensgebungen vorweisen wie das „chrono -synklastische Infidibulum“. Die Idee des nur für kurze Zeitintervalle auftauchenden Ehegattens fand ich auch ganz witzig. Den Marskrieg kann man wohl seinen Erfahrungen im zweiten Weltkrieg zuschreiben. Der Autor verarbeitet so einiges in diesem Roman. Seiner Antipathie gegenüber ethisch fragwürdigen Superreichen und Megakonzernen die das Schicksal der Welt bestimmen möchte ich mich nachdrücklich anschließen. Kurt Vonnegut zu mögen oder seinen Erzählstil wertzuschätzen davon bin ich leider auch nach Lektüre dieses Romans weit entfernt. Es war freudloses Lesen und ein Kampf zumindest bis zu Seite 202. Dort beginnt er sich der Religionen anzunehmen. Eigentlich sollte das besonders mich locken weiterzulesen, aber ich möchte weder wissen wie die Geschichte ausgeht, welche abstrusen Ideen er sich sonst noch einfallen liess um seine Leserschaft zu beglücken, sondern dieses Buch einfach nur zuklappen. Es hat mich nicht gefesselt, unterhalten oder zum Lachen gebracht und der Erkenntnisgewinn war gering. Lange genug gerungen. Ich kann von den Sirenen des Titan also leider nichts weiter berichten, als dass ich sehr sehr glücklich war nachdem ich mich zum Abbruch entschlossen hatte. Mögen Vonnegut Enthusiasten jetzt entsetzt sein, es ist so, ich mag diesen Autor nicht und die Sirenen sind der letzte Versuch gewesen. Mangelnder Intellekt, Geschmack, whatever. I don’t like Vonnegut. Sorry Leute. Wie geht es euch mit diesem Kultautor? Inspiriert durch die Feststellung einer lieben Buchfreundin mit der ich gesprochen habe, gibt es da draussen Frauen die Vonnegut gerne lesen? Habt ihr Vonnegut Erfahrungen?

 

Die Sirenen des Titan von Kurt Vonnegut ist im März 2023 bei Heyne als Taschenbuch mit Klappenbroschur erschienen. Weitere Informationen bei Klick auf das Cover oder auf der Verlagsseite.

4 Gedanken zu “Sirenengesänge oder Wehmutsklagen?

  1. Ja das ist sehr schade, Murakami mag ich übrigens 😉 Danke für deinen Zuspruch, ich gebe Vonnegut jetzt wirklich auf. Der neue, letzte ? Irving liegt verheißungsvoll da und ich bin sehr sehr gespannt, den wiederum mag eine liebe Lesefreundin nicht was mir unverständlich ist, weil wir des öfteren übereinstimmen …
    herzliche Grüße zurück
    Thurs

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  2. Große Vonnegut-Verehrung meinerseits. Finde ihn grandios und alles, was ich bisher von ihm gelesen habe, fantastisch. Aber ich kenne das, einen Autor unbedingt mögen zu wollen, weil man weiß, er ist kein schlechter und hat so viele Fürsprecher, aber man kommt einfach nicht an ihn ran. Genauso geht mir das mit Murakami; hab’s wirklich oft versucht, aber es bleibt mir schleierhaft, was alle diesen lahmen Geschichten finden. 🤷🏻 So ist das manchmal.
    LG Stefan

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  3. ach, Walt Whitman, hat tatsächlich einen eigenen sound, und ist eben sehr einflussreich, vor allem auch für die expressionisten; und popkulturell (breaking bad); was ich aber doch noch mal empfehlen möchte, sind die aufnahmen von iggy pop

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