#killtherich

EAT THE RICH, ist ein genial subversiver und anarchischer Film aus den späten 80ern, der die Dekadenz der Bourgeoisie ad absurdum führt und satirische Kannibalismus-Splatterszenen zeigt. #Kill the rich geht andere Wege, statt Dekadenz wird die gesellschaftspolitische Entwicklung dargelegt, die durch ungezügelten Neoliberalismus und Globalisierung viele Menschen in prekäre Lebensituationen zwingt. Lucas Fassnachts gesellschaftspolitischer Thriller ist von brisanter Aktualität und beleuchtet die Auswirkungen des ungebremsten Kapitalismus, dessen „Trickle-Down“ Theorie schlichtweg nicht funktioniert, obwohl sie als Non Plus Ultra verkauft wird. Cui bono? In diesem Thriller natürlich den Superreichen  laut einer Oxfam Studie.

Kill the Rich ist ein Polit-Thriller, der sich über lange Strecken realistisch liest, abgesehen vom Ende, aber das muss jede für sich selbst entscheiden. Hauptperson ist Conrada van Pauli, eine EU-Mitarbeiterin auf mittlerer Hierarchieebene, die für ihren Job, ihr Gebiet ist Südamerika, wirklich brennt. Als sich das #killtherich global verbreitet, es weltweit zu Aufständen und Gewalt kommt, versucht sie den weitverbreiteten Unmut in sinnvolle Bahnen zu lenken. Ihre Widersacher sind immens reich, machtvoll und finden sich teils im eigenen Lager. Sie agieren im Verborgenen und wollen das System erhalten dass ihnen ihre geheimen Geschäfte, die meistens illegal und immer gemeinwohlschädigend sind, garantiert.

 

Autor Lukas Fassnacht schreibt sachlich und recht trocken, für mich hat das die Spannung erhöht, und die politischen Details inside EU, Grabenkämpfe und Machtspielchen faszinieren. Diese wohltuende Nüchternheit und Schilderung politischer Prozesse, sowie die über den Globus verteilten Mitprotagonisten und die langsame Entwicklung und Zuspitzung der Geschichte könnten ungeduldige Leser überfordern. Durchhalten wird mit fulminanter Action am Ende belohnt. Fassnacht schafft ein genaues Abbild unserer gegenwärtigen politischen Weltlage. Das liest sich nicht schön. Ebenfalls nicht klug gewählt ist der Untertitel „Wer Neid sät, wird Hass ernten.“ Denn es geht, weder im Buch noch in der Wirklichkeit, um eine „Neiddebatte“. Es geht um Elend, Regierungen, die ihr Volk ausbeuten und die Ressourcen ihres Landes in die eigene Tasche wirtschaften, es geht um Waffenhandel, Kriegstreiberei aus wirtschaftlichen Gründen zwecks Bereicherung, Drogenhandel und faule Geschäfte sowie politische Einflussnahme. Neid ist es nicht, der die Menschen antreibt, auf die Straße zu gehen um ungerechte System abzuschaffen. Gier ist das Problem. Gier, die darauf ausgerichtet ist unseren Planeten zu zerstören, um des eigenen kurzfristigen Vorteils willen. Gier, die sich nicht darum schert, wie viele Menschen hungern, in Slums unter dem Existenzminimum oder/und in ständiger Angst vor politischen Repressalien leben.

Fassnacht zeigt die Mechanismen detailiert auf, zieht die richtigen Schlüsse und seine fiktive Darstellung einer Verschwörung der Reichen gegen die Armen ist hyperrealistisch. Der Spannungsbogen ist hoch, durch die wechselnden Schauplätze wird eine internationale Atmosphäre geschaffen nur am Ende entpuppt sich Conrada van Pauli als Bruce- Willis-Verschnitt und überzeugt nicht mehr wie zuvor. Das ist ein wenig schade, eine Leseempfehlung für diesen Thriller kann ich dennoch geben. So rasant, aktuell, straight und authentisch kommt Gesellschafts- und Systemkritik selten daher.

#KILL THE RICH von Lucas Fassnacht ist im Oktober 2019 als Hardcover bei Blanvalet erschienen. Weitere Informationen durch Klick auf das Cover oder auf der Verlagsseite.

 

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