Rejoice – Ideas for Future not only for Fridays

Samantha wird von Außerirdischen entführt. Adam die extraterristrische KI hat beschlossen, diesen wunderbaren blauen Planeten, den die Menschheit derart zugesifft hat zu retten. Da Adam eine generöse Krankenschwester für schwierige Sozialsysteme ist, holt er sich durch eine gestandene Science Fiction Autorin Unterstützung. Samantha hat er vor den Augen eines Vloggers von der Straße gekidnappt. Seit sie rauchen kann, hat sie damit kein Problem mehr. Schwieriger ist es für die restliche Menschheit. Sämtliche gewalttätigen Handlungen sind nicht mehr möglich. Niemand wird verletzt, Angriffe prallen an einer in Echtzzeit reagierenden Nanonotenmauer ab. Zuvor hat Adam bereits sämtliche Naturschutzgebiete der Erde gekapert, ausgeweitet und via unsichtbarer Mauer geschützt. Kein Durchkommen für Homo Sapiens, Tiere hingegen können sie passieren.

All das geschieht jetzt, oder in naher Zukunft. Außer zu Samantha nimmt die Intelligenz, von irgendwoher keinerlei Kontakt zur restlichen Menschheit auf. Regierungen sind verstimmt, der Kapitalismus ad Absurdum geführt denn Wettbewerb ist obsolet seit es einen komplett umweltfreundlichen Antrieb als Geschenk seitens der stummen außerirdischen Intelligenz die bisher noch niemand gesichtet hat, gibt. Viele Krankheiten sind verschwunden. Süchte eliminiert, leider auch die erwünschten Rauschzustände, was etliche Abhängige in den Suizid treibt. Kollateralschäden für die KI, angesichts der Wohltaten wie Nahrung und Energie.

 

Das muss sich die geneigte Leserin (Männer wie immer herzlich mitgemeint) mal auf der Zunge zergehen lassen. Es gibt keine Möglichkeit, Gewalt gegen andere auszuüben. „Gewalt als Option wurde entfernt.“ Keinen Krieg, sozusagen von außen verordnete Schwerter zu Pflugscharen. Es ist herrlich zu lesen, wie besonders die amerikanische Gesellschaft damit ein Problem hat. Gerade die Männer sind am verzweifeln. Interessanterweise sind andere Völker eleganter im Umgang mit den neuen Regeln. Die Chinesen schicken ein Raumschiff zum Mond und entdecken dort ein bisher von den Regierungen wohlgehütetes Geheimnis. Auf dem Mond hat eine andere Art Alien eine Station errichtet und von dort die Menschen ausgebeutet, bis Adam sie vertrieben hat. Die Wirtschaftsbosse verzweifeln und plötzlich sind Science Fiction Autorinnen und Philosophinnen als externe Beraterinnen gefragt wie noch nie. Steven Erikson – der in Kanada lebende Autor ist Archäologe und Anthropologe –  hat da einen erstaunlich politisch gehaltvollen Plot mit den drängenden Fragen der Menschheit hingelegt, der sich unterhaltsam und komfortabel liest obwohl die Leserin immer mal wieder lange Denkpausen einlegen mochte um sich zu überlegen wie sich die gewaltfreie neue Zukunft, die die extraterrestrische Intelligenz von Homo Sapiens fordert, entwickeln wird. Das ist spannend, teils witzig, teils sehr berührend. Rejoice fesselt und regt an, sich selbst Gedanken über unsrere Welt zu machen, jenseits all der schlechten Nachrichten und Entwicklungen. Auch das Samantha August in den Mund gelegte Zitat macht Leserinnen sehr nachdenklich:

„Was globale Verschwörungen angeht, habe ich mir nie ein abschließendes Urteil bilden können. Aber mir scheint, als wäre die erfolgreichste Verschwörung diejenige, bei der sich die Mehrheit aller Beteiligten nicht einmal darüber bewusst ist, dass sie ein Teil davon ist. Das mag widersprüchlich klingen, bis man einen Blick auf die offensichtliche globale Verschwörung wirft, die immer noch abläuft: Der Monetarismus.“

Adam nennt die Menschen Raubtiere und kennzeichnet das Verhalten, das ihn zu diesem Schluss bringt durch viele Nebenstränge in Rejoice sehr deutlich. Diese einmalige Chance, die sich dank „E.T“ anbietet, gilt es zu nutzen. Ob die Regeirungen und Wirtschaftsführer der Welt dazu in der Lage sind, ob sie überhaupt eine Wahl haben und wie sich alles entwickelt, lohnt sich zu lesen.“ Rejoice“ ist eines meiner Highlights des Lesejahres 2019. Dodo – Award reif und nicht zu verwechseln mit Harari für Arme es ist Harari für SciFI Freundinnen. Wer schon immer darauf gewartet hat, vom UFO abgeholt zu werden wird mit diesem Buch sicher nicht glücklich, wer hingegen gerne vor sich hin philosophiert und es immer noch nicht lassen möchte von einer besseren Welt zu träumen kann sich hier Anregeungen für diese Welt holen. Eine grandiose Utopie für alle die gerne noch ein Apfelbäumchen pflanzen …

 

Rejoice von Steven Erikson ist im Oktober 2019 als Klappenbroschur bei Piper erschienen. Weitere Informationen durch Klick auf das Cover oder auf der Verlagsseite.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2 Gedanken zu “Rejoice – Ideas for Future not only for Fridays

  1. Das freut mich. Für mich war es eine angenehm philosophische Überraschung abseits des SciFi Einerleis.
    Lebe lang und in Frieden und möge die MACHT mit dir sein 🙂

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