awogfli
Der Zwerg reinigt den Kittel von Anita Augustin
Grandiose österreichische Literatur abseits der bekannten Stars! Eine sehr üble anarchische bitterböse Satire über das unschöne ekelerregende Altern in einer Geriatriehölle. Ganz meine Art, wie ich schwarzen Humor liebe, aber sicher nicht für jedermann.
Orbans Ungarn von Paul Lendvai
Mein Sachbuch des Jahres: Eine treffende politische Analyse, wie durch einen machtgeilen despotischen Opportunisten eine Demokratie schnell und nachhaltig zerstört werden kann, und eine Warnung an alle Wähler in anderen Staaten, den rechten Populisten nicht auf den Leim zu gehen.
Mein heuriger Lieblingsklassiker ist eines der grandiosesten und gleichzeitig furchtbarsten Bücher, das ich jemals gelesen habe. Der tägliche Überlebenskampf im rumänischen Ghetto, in dem es nur mehr Täter gibt, extrem realistisch grausam dargestellt.
Eigentlich ein Jugendbuch, aber eine derart wundervolle Geschichte auch für Erwachsene, die mich restlos begeistert hat. Der Roman, der in einem Lager für schwererziehbare Jugendliche spielt, hat einfach alles: Abenteuer, eine soziale Botschaft, Humor, kafkaeske Sitten und eine mystische Komponente.
Wie Tom Cruise mein Leben stahl von Guillaume de la Croix
Guilliaume de la Croix verklagt Tom Cruise vor einem amerikanischen Gericht, ihm sein Leben gestohlen zu haben – und bekommt Recht. Fortan lebt er das Leben des Superstars. Bitterböse extrem wahnwitzige Satire auf Hollywood und den american way of life.
Bri
Ziemlich gute Gründe am leben zu bleiben von Matt Haig
Ich bin Matt Haig dankbar dafür, dass er mich so nah an sich heran gelassen hat, obwohl ich ihn nicht kenne und vor allem dafür, dass er den Mut hatte, über ein Thema so klar, deutlich und unprätentiös zu schreiben, das viele Menschen beschäftigt, die in unserer Gesellschaft deshalb als schwach gelten. Das sind sie mitnichten. Vor allem dann nicht, wenn sie es geschafft haben, die Depression als einen gegebenen und damit für sie natürlichen Teil ihres Lebens zu akzeptieren. #reasonstostayalive
Die Knochenuhren von David Mitchell
Ein unglaublich opulenter Roman der mit allem spielt, was geht. Eine einziges Sprengen von Grenzen – über Zeiten und Genres hinweg. Ein Pageturner, den ich nicht mehr aus der Hand legen mochte. Reine Erzähllust ist es, die mich dazu antrieb, Nächte durch zu schmökern. Wie silberne Fäden – oder Strings – ziehen sich die Verbindungen zwischen den Protagonisten durch Zeit und Raum und knüpfen ein Netz, vielleicht auch ein Spinnennetz, in das zu geraten nicht von Vorteil wäre.Mitchell achtet nicht auf Regeln oder Erwartungen, sondern erzählt, wie es ihm gefällt. Weil er es kann – und hier ist können nicht im Sinn von, die Gelegenheit haben, sondern im Sinn von Könnerschaft gemeint. Aber auch der Leser muss etwas können: sich einlassen auf das Spiel. Hier ist der Weg das Ziel. Fragen erfahren Antworten, wenn auch nicht sofort, doch lässt Mitchell dem Leser genügend Raum für eigene Gedankenspiele und Entdeckungen und überrascht dabei immer wieder aufs Neue, was die Lektüre erfrischend und spannend macht.
Die Geheimnisse der Küche des mittleren Westens von J. Ryan Stradal
Eine wunderbare und außergewöhnlich strukturierte Geschichte um Eva Thorvald, die Frau mit dem absoluten Geschmackssinn, die ihren Weg unbeirrbar verfolgt und zu einer international angesagten Köchin wird. Außergewöhnlich deshalb, weil Eva als Hauptperson des Romans selbst meist im Hintergrund bleibt und eher durch ihre Verbindungen zu den anderen Menschen, die uns Stradal in einzelnen Kapiteln genauer vorstellt, Kontur bekommt. Kaum zu glauben, aber es fuktioniert. Und das perfekt.
In gewissen Kreisen von Elizabeth Harrower
Eine wunderbare Wiederentdeckung, ursprünglich in den 1973er Jahren geschrieben – moderner anmutend als manch aktuelles Buch. Muster sind es, die hier aufgedeckt und entlarvt werden, sowohl in Beziehungen als uach im Alttagsverhalten. Welche Persönlichkeitesveränderungen solche Verhaltensweisen mit sich bringen ziegt Harrower auf absolut gekonnte Art und Weise und in einem ganz einen Stil. Für mich ein leider noch weitgehend unterschätzes Kleinod.
Die Männer meines Lebens von Mary-Louise Parker
Selten habe ich etwas liebevolleres, ehrlicheres, klügeres, mitfühlenderes, humorvolleres und inspirierenderes gelesen, als diese Briefe. Ich hoffe, auch die deutsche, von Annette Grube so einfühlsam übertragene, Ausgabe findet unzählige Leser, auch männliche, die sich nicht vom deutschen Titel und Cover verleiten lassen, das Buch in die sogenannte Frauenbuch – Ecke zu stellen. Denn dieses Buch gehört nur eine Ecke: die der immerwährenden Schätze.
ralfreitze
Das absolute Highlight dieses Jahres. Weitab von allen anderen Büchern hat mich diese bitterböse Dystopie in den Bann gezogen. Nicht weil die Frauen an der Macht waren, sondern weil es Karen Duve wirklich ohne einen einzigen Durchhänger geschafft hat, diese zynische und unverblümte Satire auf unsere heutige Gesellschaft auf jeder Seite durchzuziehen. Ein Buch für die Insel
Gone Girl von Gillian Flynn
Das Psychogramm einer Ehe sarkastisch auf die Spitze getrieben. Meine Abneigung gegen Blockbuster musste ich bei diesem Buch überdenken, zumal auch noch die Verfilmung grandios geraten war. Ein Pageturner der ersten Sahne.
H wie Habicht von Helen MacDonald
Verlust und Trauer hat Helen Macdonald mit diesem Buch bewältigt, eine literarische Wohltat und eine schmeichelei der Seele war dieses Buch für mich. Ein Eintauchen in die Wildheit eines Vogels. Schöneres habe ich noch nie über ein Raubtier gelesen.
Sozusagen Paris von Navid Kermani
Ein Kammerspiel über das ewige Thema Liebe, satirisch und selbstironisch umgesetzt von Navid Kermani. Ein ungewöhnliches Buch, weil selbstironisch und witzig umgesetzt. Liebe ist manchmal eben nicht ganz ernst zunehmen, auch wenn es unser ganzes Leben verändern kann. Auch sprachlich ein Leckerbissen der besonderen Art.
Wir kommen von Ronja von Rönne
Wer sagt denn dass die deutsche Literatur tot ist? Frech und publikumswirksam hat uns Ronja von Rönne Anfang dieses Jahres unterhalten. Ihr Buch ist ein Spiegelbild der, zugegebenen exklusiven, studentischen Klasse. Frisch und voller allegorischer Spitzen, hat das Buch mich sofort eingefangen.
Serendipity3012 / Letteratura
Fremde Seele, dunkler Wald von Reinhard Kaiser-Mühlecker
Zwei Brüder, die auf einem Bauernhof in Österreich groß wurden, suchen ihren Platz im Leben, an einem Ort, der ein wenig aus der Zeit gefallen zu sein scheint. Reinhard Kaiser-Mühlecker besitzt einen ganz eigenen Sound, einen Stil, der zwar nicht verknappt ist, aber doch ohne Ausschmückungen auskommt. Er erzählt eine Geschichte von Verlorenen und über die großen Fragen im Alltäglichen. Der Roman stand auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis 2016.
Emma Cline erzählt in ihrem Debütroman die Geschichte der jungen Evie, die in eine Sekte gerät. Später wird diese ein schlimmes Verbrechen begehen. Angelehnt an die Charles-Manson-Sekte und die Geschichte ihrer Morde habe ich den Roman weniger als Aufarbeitung jener Geschehnisse gelesen, sondern als psychologische Studie eines Teenagermädchens, das dazugehören und „gesehen“ werden möchte. Emma Clines Beobachtungen in dieser Hinsicht treffen ins Schwarze.
In anderen Herzen Neel Mukherjee
Die Goshs sind eine Familie des gehobenen Mittelstandes und leben mit Söhnen, Schwiegertöchtern und Enkeln in Kalkutta. Mukherjees Roman, der im Original den passenderen Titel „The life of others“ trägt, entblättert nach und nach die Mechanismen, die in der Familie wirken, in der jeder seine Rolle hat und eine indische Mentalität, in der es enorm wichtig ist, welches Bild man nach außen abgibt, da man stets und genau beobachtet wird. Das schonungslose Porträt einer dysfunktionalen Familie und ein Meisterwerk.
Nachts ist es leise in Teheran von Shida Bazyar
Shida Bazyars Debütroman wurde dieses Jahr sehr gefeiert und gelobt und das absolut zu Recht. Die Geschichte einer iranischen Familie, die zu Zeiten der Islamischen Revolution nach Deutschland emigriert, widmet sich sowohl der Generation, die in beiden Ländern gelebt hat, als auch der ihrer Kinder, die Teheran zunächst nur aus Erzählungen kennen. Während die Eltern sich fremd auf der einen, dankbar auf der anderen Seite fühlen, wissen die Kinder nicht, wo sie hingehören. Sehr intensiv beschreibt die Autorin die innere Zerrissenheit ihrer Figuren, die nach ihrem Platz suchen.
Zwischen den Meeren von Sarah Moss
Sarah Moss erzählt die Geschichte zweier Liebender Ende des 19. Jahrhunderts, die sich gleich nach ihrer Hochzeit für längere Zeit trennen müssen. Was zunächst an romantische Trivialliteratur denken lässt, ist viel mehr: Die Emanzipationsgeschichte einer jungen Frau, die sich gegen Konventionen durchsetzen und von ihrem Elternhaus befreien muss, die Geschichte der Psychiatrie, die noch in ihren Kinderschuhen steckt und natürlich auch eine Liebesgeschichte, frei von Kitsch.
Thursdaynext
Die Knochenuhren von David Mitchell
Gekonnt, mit bezaubernder Leichtigkeit all das Schwere, Unerträgliche Schöne Wahre und Einzigartige unserer Existenz zu besingen. Das können nicht viele Autoren. David Mitchell ist einer davon. Einer der scharfsinnigsten und scharfsichtigsten. Mitchell schreibt komplex, kunstvoll, mitreissend und lässt Raum zum sinnieren. Sechs Genres verwebt er zu einem Gesamtpaket mitreissen und das mit Selbstironie, Witz, Ernsthaftigkeit und begnadeter künstlerischer Grandessa, dass man die Konzeption die Mühen um das Werden dieser Kunst nur erspürt ohne sie zu bemerken. Ein Lesegenuß, trotz der Düsternis die den Roman nährt.
Die Männer meines Lebens von Mary-Louise Parker
Persönliche und doch universelle Briefe die herauskristallisieren was im Leben tatsächlich zählt. Liebe,(Weiter) Entwicklung, Schönheit & Poesie. Dankbarkeit im Sinne der Würdigung der Lehren – auch der weniger schönen – die man anderen Menschen verdankt. Ja das Buch schrappt haarscharf am Kitsch vorbei, aber tiefe Gefühle ausgesprochen haben das nun mal an sich und Mary – Louise Parker schreibt derart ergreifend, wahrhaftig, klingend und mitreissend, dass für Kitsch kein Platz bleibt es sei denn man ist bereits der Oberzyniker und diese werden dieses Buch bereits von vornherein meiden. Ich werde es sicher des öfteren zur Hand nehmen.
Die gelöschte Welt von Nick Harkaway
(Fast)Apokalypse now. Fabulierkünstler Harkaway spielt souverän mit den Genres Dystopie, Familienroman, Entwicklungsgeschichte und Science Fiction. Temporeiche Action, Skurrilität, Witz, Phantasie und überraschende Wendungen zeichnen Handlung und Charaktere aus. Ein dystopisches Abenteuer Epos zum Schwelgen auf wohltuend hohem sprachlichen und handwerklichem Niveau. Harkaway erzählt nicht nur eine sondern viele Geschichten, verwirrt, täuscht an, legt falsche Fährten und behält seine zahlreichen Handlungsstränge sicher im Griff um sie im Finale gekonnt zusammenzuführen. Das ist anspruchsvoll, verlangt die volle Aufmerksamkeit und intensives Mitdenken des Lesers, belohnt ihn aus eben diesen Gründen großzügig.
Lied über die geeignete Stelle für eine Notunterkunft von Simone Hirth
Dieses Kammerspiel einer jungen Frau im freien Fall ist so packend und stilistisch gekonnt, dass ich nicht fähig war es aus der Hand zu legen. Poetisch, anrührend, kunstvoll und überzeugend rotzig legt sie mit unterschwelligem zurückhaltendem und deshalb umso stärker wirkendem Witz zielsicher die Finger auf die kranken Stellen der Gesellschaft. Tragische Komik und Subtext in den Bildern und im Aufbau, Form des Romans. Das wirkt und geht unter die Haut. Nistet sich ein im Kopf. Sprache in Bestform.
Hier bin ich von Jonathan Safran Foer
Liebe, Ehe, Beziehungen, Midlife Crisis, Elternschaft, Israel, Judentum, USA. Inhaltlich, sprachlich und stilistisch hat mich dieser grandiose Roman schlichtweg geflasht und absolut mitgenommen. Rasanz, Humor, Sätze und Worte die sich ins Hirn fräsen und eine Wucht und Opulenz entwickeln, die den Roman erfreulich lebendig im Gedächtnis verankert.
Ja, der österreichische Einlussbereich ist eine wichtige Erweiterung unseres Horizonts. So nah und doch so fern 😉 Ich freu mich … und wir müssen es endlich mal gebacken kriegen, unsere Profile einzustellen … LG
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Oh Danke Bri für diese Charakterisierung, ich arbeite daran, den Lesern des Blogs noch mehr österreichische, weniger bekannte Autoren zu empfehlen aber auch ein paar slowenische und kroatische, die sich auf unserem Buchmarkt tummeln 🙂 .
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Alex – awogfli ist unsere Spezialistin für den österreichischen Buchmarkt, der sich tatsächlich – und das war mir neu – um einiges vom deutschen unterscheidet, was die Verlage und Bücher angeht. Leider findet man österreichische Verlage noch nicht so häufig vertreten im Dt. Buchhandel, wie wir es uns wünschen. Aber wir arbeiten daran 😉
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macht ja nix 😉
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Spannend. Keine Übereinstimmung mit awogli aber dafür bei den anderen Damen und Herrn so einiges: Bones Clocks ! und noch jemand der Macht so gerne mochte wie ich und Gone Girl. Und auf meine Wunschliste habt ihr mir „The Girls“, „Die Männer meines Lebens“ und „Die gelöschte Welt“ geschupst. Danke und liebe Grüße 🙂
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