Ich liebe Comics, sie bereichern mein Leb(s)en. Seyfried, König, die frühen Moers, Reisser, Gary Larson, die noch originalen Lucky Luke und Asterix, früher die Lustigen Taschenbücher, Mordillo, Motomania, Ralf König, Toni Ungerer, Franziska Becker Toms Touché Ziegel, Chlodwig Poth, Marie Marcks, Uli Stein, die Freak Brothers, Calvin &Hobbes, Perscheid, die Eierköpfe von Tetsche, Claire Bretecher, Hauck & Bauer, Wolfgang Kleinert, Martin Zak, Haderer und Neil Gaiman, Saga und die Fables, mittlerweile nach den Baby Blues Comics, hilft Zits die Pubertät der kids besser auszuhalten. Etliche fehlen noch auf der Liste. MAD und dem bitterbösen Großwesir bin ich mittlerweile entwachsen, das Marsupilami und Tim & Struppi, bleiben zeitlos gut. Am liebsten sind mir diese kleinen Geschichten komplex, bunt, recht klar strukturiert, alltagsorientiert und gerne schwarzhumorig.
Nadja Hermanns Strichmännchen erschienen mir anfangs etwas zu minimalistisch , doch die Texte liessen die zeichnerische Schlichtheit rasch vergessen, Nach kurzer Eingewöhnung ist speziell diese bescheidene Bildausstattung zielführend was die Pointen angeht. Die Autorin thematisiert das bereits auf dem Cover ihres sprachwitzig intelligenten Werkes. (Siehe Cover).
Ne, die Comics innen sind auch nicht besser gezeichnet; kein Hauch Farbe hat sich zwischen die Seiten mit Strichmännchen gemogelt. Die Kunst zeigt sich nicht in den Zeichnungen, die Kunst findet sich in den Texten. Die haben es in sich, widmen sich aktuellen gesellschaftspolitischen Fragen und Themen, nehmen Zwischenmenschliches wie Smalltalk und Beziehungsdramolette auf den Kieker und geben wunderbare Argumentationsansätze für den Smalltalk mit dem rechtslastigen Nachbar. Allen die sich vom Begriff political correctness leicht abgeschreckt fühlen sei versichert: es geht hier um Haltung.
Nützlich ist nicht nur der gute Blick der Autorin auf die fiesen, kleinen im Vorübergehen hingeworfenen Aussprüche des Alltags sondern auch ihr psychologischer, verhaltenstherapeutisch geschulter Background, der sich in den kurzen Dialogen der Strips wiederspiegelt. Einer meiner liebsten ist hier Hellenologophobie. Was Argumentationstechniken betrifft kann man da durchaus dazulernen, wobei mir *slap* ab und an als nonverbale Ausdrucksform ebenfalls zusagt. Fies ist auch, wenn man sich selbst wiederfindet, im einen oder anderen Strip ging es mir so. Welche wird nicht verraten, doch ich schätze beim Lästern ist der eine oder die andere auch mal mit dabei und entdeckt unangenehme, ungewollte nicht hinterfragte Ähnlichkeiten…
Ich könnte hier noch ewig in Endlosschleife weiterschwärmen, erspare mir und den ungehaltenen Lesern das aber gerne, denn der Blog erzaehlmirnix ist auf wordpress zu finden. Wer jetzt noch nicht abgeschreckt ist möge schleunigst dort Comics gucken!
Im heimischen Comic Bücherregal hat Erzähl Mir Nix nun Einzug gehalten und weitere Arbeiten Nadja Hermanns sind herzlich willkommen. Mit Blick auf ältere kids auch gerne aus pädagogischen Gründen 😉
Kultfaktor ist hier nicht nur so dahin-, sondern angesagt.
Buchdetails
- Erscheinungsdatum Erstausgabe : Januar 2016
- Verlag : Heyne
- ISBN: 9783453603707
- Flexibler Einband 176 Seiten