Soulfood all‘ italiana

Ich bin in einer Familie aufgewachsen, in der Fertiggerichte – damals kannte man das Wort Convenience bei uns noch nicht – kaum Platz hatten. Das einzige Gericht dieser Art hieß Miracoli und war nicht wirklich ein Wunderwerk. Meine Mutter kochte zwar nicht unbedingt gerne, ihr war das Backen viel lieber und sie war eine Meisterin darin, legendär ihre 21 Sorten Plätzchen zu einem Weihnachtsfest, aber sie stammte aus einer Familie, die eine Gastwirtschaft ihr eigen nannte. Wie oft klingelte bei uns das Telefon, meine Oma bat darum, dass ich ihr auf dem kurzen Weg von ihr zu uns entgegen kommen sollte, um ihr beim Tragen der Körbe, gefüllt mit Töpfen voller von ihr gekochten Speisen, zu helfen. Ihre Wurzeln lagen bei Menschen, die das, was sie zum Leben brauchten, selbst produzieren konnten und andere daran teilhaben ließen. Meine Urgroßmutter hatte einen riesigen Garten. Dort zog sie Hühner, Gänse, Truthühner und Puten ebenso wie allerlei Gemüse. Mein Urgroßvater war nicht nur Wirt, er war auch Metzger. Lange nachdem er schon nicht mehr lebte, roch man noch immer den Duft seiner geräucherten Würste in dem kleinen Rauchabzug neben den Schuppen, die mich als Kind so faszinierten. Im Moment, in dem ich das hier schreibe, scheint es im ganzen Raum wieder danach zu duften.

Aber weshalb erzähle ich euch das alles? Weil dieser Tage ein Buch von einem meiner liebsten Kochbuchautoren, Claudio Del Principe, erschienen ist, das Familienrezepte – ihr wisst schon, die Rezepte, deren geheime Zutaten oder Kniffe man eigentlich nicht außerhalb der eigenen Familie weitergibt – in den Fokus stellt. Natürlich geht es dabei um italienische Rezepte und das, was hinter den Rezepten steht: pure Leidenschaft, nicht nur fürs Kochen.

Pura Passione ist auch der Titel des Kochbuchs, das als fünftes der Del Principe – Kochbücher seinen Platz sehr schnell in meinem Regal gefunden hat. Bereits beim ersten Durchblättern ist klar: Hier sind Rezepte versammelt, die zwar schlicht daherkommen aber es in sich haben. Die Zutaten sind – typisch für die genuine italienische Küche – immer von sehr guter Qualität und regional bestimmt. Die beiden Köchinnen, die ihre Geheimrezepte dankbarer Weise mit uns teilen, kommen ursprünglich aus unterschiedlichen Gegenden Italiens und sind sehr jung in die Schweiz gekommen. Die Unterschiede oder Variationen der Gerichte, die sich regional ergeben, erklären die beiden Köchinnen, Mamma Lina und Mamma Luisa, sehr charmant und bieten gleichzeitig Einblicke in ihre Familien. Überhaupt ist dieses Buch wunderbar persönlich und viel mehr als ein einfaches Kochbuch.

Der Ursprung zur Idee dieses Kochbuches kommt auch aus dieser Ecke. Schon lange hatten Linas und Luisas Söhne den Wunsch an ihre Mütter herangetragen, sie mögen doch ihre Lieblingsrezepte aufschreiben. Wie das aber so ist, kam es lange nicht dazu, denn es gab ja so vieles andere zu tun. Zum Beispiel ebendiese Söhne und andere Familienmitglieder an einem Tisch zu vereinen und zu bekochen. Aber dann kam Corona und damit war die Sache besiegelt. Claudio Del Principe testete die Rezepte und setzte sie, wie immer, gekonnt in Szene, leider ohne die beiden Köchinnen an seiner Seite zu haben. Denn ursprünglich sollte gemeinsam gekocht werden. Das war nun zwar nicht machbar, aber dafür wurden viele Telefonate geführt.

Schon beim Durchblättern bleibt man bei den kleinen Geschichten hängen, die dieses Kochbuch neben den wunderbaren Gerichten, die zwar mit wenigen aber sehr guten Zutaten auskommen und häufig in quattroe quattr’otto, also im Handumdrehen gekocht werden. Eine Zutat ist dabei natürlich besonders wichtig: Liebe und Leidenschaft für das, was man tut. Mein erstes, ganz spontan nachgekochtes Gericht war Pasta con Gorgonzola e pera – Nudeln mit Gorgonzola, Birnen und Walnüssen – unglaublich schnell und super lecker. Und das Beste daran: Ich hatte für dieses schöne Herbstgericht alles zuhause. Witzig finde ich, dass es neben der kleinen Abteilung für Rezepte für Kinder auch eine für Rezepte für Katzen gibt. Leider fehlt uns noch die Katze dazu …

Am kommenden Sonntag, den ersten Advent wird es ein gemeinsames Essen auf Instagram geben. Daniela Hense von der wunderbaren Buchhandlung und Confiserie Fräulein Schneefeld & Herr Hund hatte die Idee und ein paar Leute eingeladen, an diesem Tag eines der Gerichte aus dem Buch zu kochen und sich dann auf Instagram dazu auszutauschen und die Resultate zu zeigen. Wer mitmachen möchte, ist herzlich dazu eingeladen – das Rezept, das für die Kochrunde auserkoren wurde ist die Kartoffelpizza, für man nur wenige Zutaten benötigt. Das genau Rezept findet sich hier. Zeigt her eure Ergebnisse unter #purapassione und verlinkt @claudio_anonymekoeche  und @schneefeld_hund. Ich würde mich mega freuen, wenn wir uns Sonntag zum Kartoffelpizzaessen sehen!

Auf der Verlagsseite findet ihr zudem eine Leseprobe und ein Rezept, falls ich euch noch nicht so richtig überzeugen konnte, dass dieses Buch ein MUSS für jede*n ist, der/die die italienische Küche ebenso sehr liebt, wie ich und gerne selbst kocht. Man muss kein Meisterkoch sein, um die gut beschriebenen Rezepte nachkochen zu können. Das Buch bekommt ihr natürlich beim Buchhändler eures Vertrauens – nicht vergessen, viele kleine Buchhandlung verschicken ebenso gerne an euch wie der, dessen Name nicht genannt werden darf. Ich suche mir jetzt erst mal ein Rezept, das ich morgen nachkochen werde.

Pura Passione – Italienische Geheimrezepte von Mamma Luisa und Mamma Lina von Claudio Del Principe ist im November 2021 im AT – Verlag erschienen (und geht bereits in die zweite Auflage). Für mehr Infos zum Buch per Doppelklick auf das im Beitrag angezeigte Cover oder auf der Verlagsseite.

3 Gedanken zu “Soulfood all‘ italiana

  1. „Der dessen Name nicht genannt werden darf“? jener welcher aus machöser midlleageigem Profilierungswahn gen Himmel strebt, dabei Unmengen an Ressourcen aus Jux und Dollerei versaubeutelt und haarlos ist?

    So, genug gegrantelt, hab das am Tlefon besprochene erwähnte Birnen Gorgonzola Rezept nimmer im Kopf. Kannst du es abphotographieren und schicken pleeeeeeeeeeease?
    Liebe Grüße aus der verseuchten Provinz

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