Die Arbeit in der Küche ist für mich nur dann Arbeit, wenn ich mir schnell schnell etwas aus den Fingern saugen muss, um im Alltag etwas auf den Tisch zu bringen, das nicht Stunden lang vorbereitet werden muss und nach Möglichkeit nicht nur mir, sondern auch meinen zwei Süßen schmeckt. Ein gut gedeckter Tisch, das wissen wir alle, mag so manche Unbill vergessen lassen. Gut gedeckt ist er nicht dann, wenn er überquillt, sondern wenn die Zutaten von bester Qualität sind und ihren Eigengeschmack behalten dürfen. Dabei fällt mir immer häufiger auf, dass mich am Kochen und backen auch das traditionelle Vorgehen und die Geschichte hinter Gerichten, die Kindheitserinnerungen wecken können, brennend interessiert. Löst das doch bei mir auch so manchmal, neben dem geschmacklichen, einen gedanklichen Flashback aus, der mir klar macht, wie gut umsorgt ich mich in meiner Kindheit fühlte. Auf der anderen Seite aber bin ich immer wieder auf der Suche nach neuen, frischen Gerichten, die einfach zu bereiten sind – vielleicht auch mit Hilfe meines Sohnes, der selbst weiß, wie gern er isst und langsam aber sicher so eigenständig werden will, dass er manches Gericht selbst kochen kann. Für die unter euch, denen es ähnlich geht, wir mir, habe ich wieder einmal zwei großartige Empfehlungen aus dem AT Verlag, der mit seinen Kochbüchern immer noch einen Schritt über reine Rezeptsammlungen hinaus geht.
My Feldt ist in Schweden keine Unbekannte – sie besitzt aufgrund ihres Instagramaccounts und vielfältiger Fernsehauftritte große mediale Präsenz. In ihrem wunderschön auch von ihr künstlerisch mitgestalteten Backbuch Apfelduft und Heidelbeerblau teilt sie nicht nur die Rezepte ihrer Kindheit, sondern auch ganz private Erinnerungen. Die Geschichten, die sie zu den Rezepten erzählt, sind offen und ehrlich und zeigen, wie dankbar sie für die Art von Verwurzelung ist, die sie durch ihre (leider früh verstorbene) Mutter und die anderen Frauen der Familie erhielt. Hier zeigt sich einmal mehr, wie schön es sein kann, wenn man seine Herkunft positiv bewerten darf und auf eine umsorgte, nicht in Watte gepackte wohlgemerkt, Kindheit zurückblicken kann. Die Bilder in diesem aufwendig und liebevoll gestalteten Buch machen Lust darauf, selbst tätig zu werden, rauszugehen, Beeren zu sammeln, sich in der Natur aufzuhalten und lassen einen dankbar für die vielen Schätze unserer schönen Natur zurück.
Die Natur hat uns ein Jahr weitergeschoben. wir durften leben, oder wir mussten Abschied nehmen. Meine Mutter war eine von denen, die Abschied nehmen mussten, viel zu früh. Mama, du blickst mir überall aus der Natur entgegen. Sie verband uns miteinander. Du gabst mir das Schönste, was Eltern ihrem Kind mitgeben können, die Liebe zur Natur. Oma zeigte mir diesen Ort, und du gabst mir den Schlüssel.
So wunderbare Gerichte wie die immer zu ihrem Geburtstag gebackene Biskuitrolle (die es bei uns mit anderer Füllung gibt), Rhabarer-Vanille-Schnecken, Himbeerkaramell oder Omas Gewürzkuchen werden unkompliziert und dennoch fundiert beschrieben und lassen einem durch die von Linda Lomelino im Foto festgehaltene Schönheit das Wasser im Mund zusammenlaufen. Die persönlichen Geschichten von My Feldt tun ihr übriges und so hat man mal wieder kein schnödes Rezeptbuch in der Hand, sondern einen wahren Schatz an altem Wissen, neu enthüllt und für die nächste Generation aufbereitet.
Was die nächste Generation angeht, so kann man ja durchaus sagen, dass Kinder die wahren Feinschmecker sind. Was ihnen nicht mundet, lehnen sie ab und sie haben definitiv noch die feineren Geschmacksnerven. Bei meinem Sohn konnte ich miterleben, dass er schon im Kleinkindalter vieles, wenn nicht alles gerne probiert, aber auch ausgewählt hat, was er mochte und was nicht. Dabei waren nicht unbedingt die typisch als kindgerecht angesehen Lebensmittel. Oliven zum Beispiel mochte – und mag – er ausgesprochen gern. Ich habe diese Vorliebe erst in meinen Teeniejahren entwickelt. Mittlerweile mag der Lütte auch Rosenkohl – was ich sehr lange verschmäht habe, was auch daran liegen mag, dass es dieses Gemüse bei uns zuhause eigentlich nie gab, als ich noch Kind war.
Viele Mütter die gerne kochen kennen das Problem, gute, gesunde und doch auch für die Jüngsten der Familie ansprechende Gerichte zu zaubern und nicht immer dasselbe auf den Tisch zu bringen. Wer sich in dieser Hinsicht Anregung suchen will, dem sei Donna Hays von einfach zu brilliant Kids heiß empfohlen. Die Rezepte sind durchweg schnörkellos, mit gesunden Zutaten zuzubereiten und durch die unterschiedliche Schwierigkeitsgrade eben bestens geeignet, Kinder an das Kochen und Backen heranzuführen. Auch in diesem Buch geht es viel um die Natur, deren Schätze und vor allem ums Draußen – Sein. Dazu gibt es hier zwar keine Geschichten, aber tolle Bilder, die dazu animieren zuerst gemeinsam zu kochen und dann gemeinsam zu essen.
Wie My Feldt setzt Donna Hay auf den Einsatz von qualitativ hochwertigen Zutaten und zeigt, wie man sonst als Convenience Food eingekaufte Ware auch ziemlich genial und viel besser schmeckend selbst produzieren kann. Die selbstgemachten Lachsfischstäbchen mit selbst gemachten Pommes aus dem Ofen sind nicht mehr aus unserem Speiseplan wegzudenken und viel einfacher zubereitet als gedacht. Semmelbrösel aus übrigem Sauerteig- oder Vollkornbrot herzustellen und zu nutzen, habe ich mir jetzt auch für andere Gerichte angewöhnt. Oder die auf der Zunge zergehenden Zimtküchlein, die ihre natürliche Süße und hauchzarte Konsistenz aus den zugesetzten Datteln beziehen – ein Traum.
Noch habe ich nicht alle Gerichte ausprobiert, die mir mein Sohn mit Hilfe von Klebezetteln im Buch ausgewählt hat, aber was er da so markiert hat, das sieht alles sehr gut aus.
Beiden Büchern ist ein achtsamer Umgang mit Lebensmitteln zu eigen und der Hinweis auf Utensilien, sich nicht an Perfektionismus zu üben, sondern mit der Zeit ein Gespür für die Gerichte und eigene Kreativität zu entwickeln.
Apfelduft und Heidelbeerblau von My Feldt und Von einfach zu brillant Kids von Donna Hay sind beide 2019 im AT Verlag erschienen. Für mehr Informationen zu den Büchern Klick auf die im Beitrag vorhandenen Cover oder direkt auf der Verlagsseite.