„Das ist ein Programm, das ich für mich selbst geschrieben habe. […] Wenn ich einen Schluck trinke wird eine Abfolge komplexer Mathematikaufgaben erzeugt, die die Prozessoren meines Interface überbeanspruchen. Das zieht Ressourcen von meinen entbehrlichen Funktionen wie soziale Intelligenz und Selbstbeherrschung ab.“
OWEN
Henry Thompson ist Beamter im „Bundesamt für kommunale Infrastruktur“, einer der seinen Job, Eisenbahnen und Museen liebt. Hyperkorrekt, pedantisch und von ermüdender Langeweile, weshalb sich seine Sozialkontakte auf den Umgang mit den Mitarbeitern seiner Behörde und seinen Chef beschränken. Erstere versuchen ihm aus dem Weg zu gehen, letzterer schickt ihn auf eine Mission. Er soll in Metropolis, der größten Stadt des Landes, den dortigen Leiter des BKI bespitzeln und herausfinden, ob dieser etwas mit dem Terroranschlag auf die BKI Zentrale in Suitland zu tun hatte. Peu à peu erfährt man von Henrys trauriger Vergangenheit, während Autor Seth Fried Henrys blütenweiße Beamtenspießergedanken bemitleidenswert dem Leserauge darlegt. Dem Klischee der Buddy Filme folgend, ist der ihm zugewiesene Partner charakterlich gänzlich anders strukturiert und nicht nur das er ist eine 3-D Projektion des behördeneigenen Supercomputers. Er ist OWEN.
Die Geschichte, die sich nun entspinnt, ist getragen von der Antipathie der Protagonisten, die im Dienste ihres Auftrags gezwungen sind, sich zusammenzuraufen, wobei der gewalttätige Part notgedrungen dem physisch anwesenden und darin völlig unerfahrenen Henry zukommt während OWEN ihn mithilfe seiner faszinierenden Projektionsfähigkeiten unterstützt. Der Autor Seth Fried ist Humorist, Gewinner des Pushcart Prize .
Er kann kurzweilig schreiben und das mit Witz wovon der „Der Metropolist“ eine Menge aufweist. Tiefgang sollte dennoch nicht erwartet werden, der fun steht im Vordergrund. Dabei macht es Spaß, diese skurrile und andersartige SciFI Geschichte zu lesen, die Städte und das Gesellschaftssystem der fiktiven amerikanischen Zukunft, die Fried imaginiert hat, zu entdecken. Intererssant ist auch die bereits heute diskutierte Frage wer ein Anrecht darauf hat in Städten zu wohnen. Sollen alle Menschen den Zugang dazu erhalten oder werden die Städte der Zukunft reine Konsumtempel für jene, die es sich leisten können? Und was ist mit denen, deren Finanzen nicht ausreichen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten? In „Der Metropolist“ wird diese Frage gestellt aber nicht geklärt, ebensowenig wie die nach der Lebensberechtigung von Künstlichen Intelligenzen. Fried wirft sie in den Raum, schneidet sie kurz an, beantworten müssen wir als Gesellschaft sie.
Der Metropolist von Seth Fried ist im Juli 2019 als Softcover beim Heyneverlag erschienen. Weitere Informationen durch Klick auf das Cover im Beitrag oder auf der Verlagsseite.
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ich lese ihn gerade und finde ihn nicht ganz untief – ich komme erst vorbei zum gucken, wenn ich gelesen hab. Bis bald, Bri
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Halbwegs spaßig, aber onhe die im Klappentext angekündigte Tiefe – hab das Buch ganz ähnlich beurteilt…: https://soerenheim.wordpress.com/2019/07/22/unterhaltsam-aber-sehr-oberflaechlich-der-metropolist-von-seth-fried/
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