Ein bisschen DDR-Lolita im Dorf

Ich mag die eindrückliche Fabulierkunst von Daniela Krien, wie sie mit Wörtern plastische Bilder malt, aber ihr neu aufgelegter Debütroman lässt mich ein bisschen ratlos zurück. Nicht dass der Plot schlecht aufgebaut, mühsam oder irgendwie langweilig wäre, das ist überhaupt nicht der Fall, er ist sogar handwerklich sehr gut gemacht. Aber so, wie sich die…

allerwärts, veraltend für: überall

Als Trüffelschwein im Sprachland freue ich mich immer wieder über neue Worte, die meinen Sprachorbit streifen, oder auch über alte Worte, die jemand ausgräbt, entstaubt und, auf Hochglanz poliert, den Lesern präsentiert. So verhält es sich auch hier, beim Titel meines heutigen Rezensionsobjekts: „Abgang ist allerwärts„. Allein diese drei Worte, die einem so beim halblauten…

Briefe ohne Unterschrift

Als junges Mädchen besuchten wir öfters meinen Patenonkel in Coburg und machten mit ihm Ausflüge. Manche dieser Ausflüge gingen an die nahe Grenze zur DDR. Einmal spazierten wir dort herum, sahen auf der anderen Seite der Mauer jemanden in einem Haus hinter dem Fenster die Gardinen zur Seite schieben. Die Person winkte uns. Ich winkte…

Unterleuten, ein Gesellschaftsthriller

Juli Zeh ist eine politische Schriftstellerin, und das merkt man Unterleuten an. In diesem Roman spürt sie gesellschaftlichen Ressentiments, Strömungen und deren Ursprung nach.  Zugleich beherrscht sie die schriftstellerische Handwerkskunst, mit Leichtigkeit zu erzählen. Das ist gut so, denn der Roman hat mit knapp 640 Seiten annähernd episches Ausmaß. Im brandenburgischen Dorf „janzweitdraussen“, dessen Name…