Es ist erstaunlich zu nennen, wie manche Autorinnen und Autoren nurmehr mithilfe historischer Dokumente und Berichte längst vergangenes Leben und Ereignisse fesselnd nachzuzeichnen Imstande sind.
Im vorliegenden Fall mußte sich David Grann durch eine beachtliche Menge an historischen Belegen arbeiten, um ein derart detailreiches Bild der wahren Begebenheiten liefern zu können, das sich um die letzte Fahrt des Proviantschiffs Wager und dessen Aufgabe vor der patagonischen Küste rankt.
Am Ende ist ein fesselndes und lehrreiches Buch mit Thrillercharakter unter dem Titel „Der Untergang der Wager – eine wahre Geschichte von Schiffbruch, Mord und Meuterei“ entstanden, das es auf Platz 1 der New-York-Times Bestsellerliste schaffte.
Und das durchaus zu Recht. Denn Leser* können Dank Granns genauen Beschreibungen der Zustände und Abläufe auf einem Schiff der britischen Marine Mitte des 18. Jahrhunderts nachspüren und sich eine rudimentäre Vorstellung davon machen, unter welch beengt stickigen Verhältnissen sich das Leben auf See abgespielt haben mußte.
Zudem charakterisiert der Autor auch Teile der Mannschaft, wie es sich ihm aus den Dokumenten erschloss. Ebenso werden die unterschiedlichen Hoffnungen und Motivationen aufgezeigt, die sich mit dieser Fahrt bei jedem einzelnen Mitglied verbanden.
All diese Faktoren verwebt David Grann zu einem überaus spannenden Lesestoff.
Die Fahrt der Wager, die Teil eines kleinen zusammengewürfelten Verbandes war, stand wohl nie unter einem guten Stern. Aber das die Ereignisse derart aus dem Ruder laufen würden, damit hatte wohl seinerzeit niemand gerechnet, wenn man den zeitgenössischen Dokumenten Glauben schenken darf.
Tatsächlich waren die Vorkommnisse, Nöte und Entscheidungen derart haarsträubend, dass mehrere Überlebende nach ihrer Rückkehr in die britische Zivilisation es als notwendig erachtet hatten, Berichte über die Ereignisse und Entscheidungen aus ihrer jeweiligen Sicht abzufassen; auch und nicht zuletzt, um etwaigen drohenden Verfahren, den Wind aus den Segeln zu nehmen.
Manch eine dieser Darstellungen erschien sogar in Buchform für die breite Öffentlichkeit.
Und so spannend, gruselig und lehrreich die eigentliche Geschichte der Wager auch ist, nicht weniger faszinierend ist auch der sich in London anschließende Umgang mit dieser Angelegenheit durch die Admiralität.
Für alle Leserinnen und Leser mit einer romantischen Neigung zur vergangenen Welt der Segelschifffahrt ist dieses Buch empfehlenswert. Gesellt sich zur erwähnten romantischen Neigung noch eine Begeisterung für Kriminalgeschichten und die Frage nach Schuld und Unschuld, dann ist „Der Untergang der Wager – Eine wahre Geschichte von Schiffbruch, Mord und Meuterei“ von David Grann ein absolutes Muß!
Selbstverständlich ist dieses Buch zu einem Bestandteil meiner ausgewählten Küsten – und Meeresbibliothek geworden; eignet es sich doch auch hervorragend als Übergangswerk von besagter Küsten – und Meeresbibliothek hin zum bibliothekarischen Bereich des Krimis bzw. der Detektivgeschichte. Denn immerhin findet der größte Teil dieses haarsträubenden Kriminalfalls jeweils in geschlossenen Räumen statt.
Damit ist das vielleicht ausschlaggebendste Kriterium einer echten Detektivgeschichte auch noch erfüllt.
Geruede – Aussagen prüfend

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