Meine Leidenschaft für das Backen hat mich bisher immer glücklich gemacht – darauf konnte ich mich verlassen. Seit Corona und den damit vielfältigen einhergehenden Änderungen in unserem Alltag hat mich dieses Gefühl nicht verlassen. Bis vor kurzem. Plötzlich schien mir alles schwierig, alles aufwendig, alles zu viel. Klar, das hat nichts damit zu tun, dass ich besonders exotische Backwerke zuwege bringen wollte, nein, es hatte damit zu tun, dass mir im allgemeinen alles zu viel erschien und ich mich nicht mehr richtig entspannen konnte. Die Ruhe, die sonst da war, stellte sich nicht mehr ein. Immer musste alles dazwischengeschoben, eingetaktet werden. Ich bin niemand, die sich ständig selbst optimieren will. Aber Zeit war plötzlich ein rares Gut, obwohl ich nicht mehr in Angriff nahm, als sonst. Fräulein Schneefeld von der wunderbaren Chocolaterie & Buchhandlung Fräulein Schneefeld und Herr Hund hatte allerdings immer wieder auf ihr neues Lieblingsbrotbackbuch mit dem Titel Dein bestes Brot – backen wie die Profis hingewiesen. Ob dieses Buch mir wohl die Freude und das Glück am backen zurückbringen konnte? Nach einem ersten Blick war ich mir gar nicht sicher …
Judith Erdin ist gelernte Bäckerin und Konditorin und kennt sich in diesem Metier bestens aus. Ihre Angaben zu den unterschiedlichsten Brotrezepten – immer ein Grundrezept mit verschiedenen Abwandlungen – sind dermaßen präzise, dass mich das im ersten Moment ein wenig abgeschreckt hat. Mengenangaben hält sie prinzipiell und bei allem (auch bei Eiern) in Gramm fest. Was ein Koch- oder ein Backstück ist – das war mir, obwohl ich nicht gerade eine Backanfängerin bin, nicht klar. Meine Lieblingskoch- und -Backbücher zeichneten sich bisher immer durch einen Hang zur Inspiration und Lässigkeit, was die Rezeptreue angeht. ich gebe zu, bevor ich mich zum ersten Mal an eines der von Judith Erdin so genau beschriebenen und bebilderten Rezepte wagte, dauerte es.
Dann aber war ich dankbar für die genauen Angaben und Tipps, wie zum Beispiel, dass man einen nicht vorhandenen Brotbackstein durch ein umgedrehtes Backblech ersetzen kann, das auf der untersten Schiene des Backofens eingeschoben, augenscheinlich denselben Effekt erzielte, wie das mittlerweile hip gewordene Originaluntensil. Ich konnte mich genau am Rezept entlang hangeln, das mir die einzelnen Schritte klar und ohne viel Schnickschnack nahebrachte. Genau das brauchte ich jetzt. Das Ergebnis meines ersten Versuchs waren zwei wunderbar geformte Sonntags-Hefe-Zöpfe. Bisher hatten meine Hefezöpfe zwar ähnlich ausgesehen, aber nach dem ersten Anschnitt war deutlich: solch eine feine und weiche Textur hatte ich noch nie zuwege gebracht. Lag es daran, dass ich bisher die Milch immer lauwarm zugegeben hatte und nicht kalt, wie es Judith Erdin tut. Mit der Butter verfährt sie ebenso. Und das aus dem einfachen Grund, dass sich das Gebäck dann in der wohligen Wärme des Ofens noch einmal mehr lockert und aufgeht und nicht die ganze Entfaltungsmöglichkeit durch den ersten Push durch die lauwarme Milch oder zimmerwarme Butter verpufft. Erstaunlich aber wahr. Auch zwei Tage später war der Zopf innen immer noch butterweich, außen fest, aber nicht trocken, wie ich das sonst gewohnt war. Das war wirklich der beste Hefezopf, den ich je gebacken hatte. Und ich habe schon viele gebacken.
Die nächsten Versuche starte ich wohl mit Laugengebäck, das mich schon lange reizt. Wie es gelingen wird, werde ich auch auf meinem Instagram – Kanal zeigen, Wer Lust hat, darf sich das dann gerne dort ansehen. Ich jedenfalls habe die Freude am Backen, gerade am Brot backen, dank dieses Buches wiedergefunden und werde nicht nur mit meinem lievito madre schöne Ergebnisse erzielen, sondern auch mit Hefe. Manchmal muss ich eben auch zu meinem Glück gezwungen werden – mit dank an den Verlag, die Autorin und auch an Fräulein Schneefeld für das Auffinden dieses Schätzchens.
Dein bestes Brot – backen wie die Profis von Judith Erdin ist in zweiter Auflage beim AT Verlag erschienen. Für mehr Informationen zum Buch über Doppelklick auf das im Beitrag angezeigte Cover oder direkt auf der Verlagsseite.
@awogfli EINE WAS? Eine Sauerteig Tauschbörse 😀 ! Sachen gibt es, das ist sensationell! Ich schau dort mal nach. Eigentlich bin ich ja zufrieden mit meinem Bio Roggensauerteigbrot aus dem Handel, aber es ist halt nicht immer verfügbar
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Also ich hab meinen Sauerteig ja auch nur noch mit Dinkel gefüttert … selbst angesetzt, das hat gedauert, braucht Geduld und ich war auch ganz schön skeptisch, aber es hat glücklicherweise geklappt. Guck mal auf dem Plötzblog, da gibts eine Sauerteig – Tauschbörse … ich weiß aber nicht, ob nur für D oder auch A … LG
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@Bri ja mit Hefe ist es leicht, da habe ich auch schon sehr gutes Brot und sensationelle Pizza und Focaccia zusammengebracht, aber mein Mann hat leider Histamin- und Weizenintoleranz und deshalb wäre ein Roggen oder Dinkelsauerteig so wichtig, einmal zusammenzubringen. Das dürfte aber wirklich sehr schwer sein.
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Temperatur und Zutaten und ihre Eigenschaften – mein Mann würde jetzt sagen: alles Physik und Chemie …womit er ja Recht hat. ja und Zeit, das ist halt auch so ein Ding, schnell, schnell ist da nicht 😉 was mir gerade auch gut tut. LG nach Cadolzburg!!
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also mein Sauerteig ist ja ein lievito madre – kein Roggen, sondern Weizenvollkonransatz, der dann mit Weizen- oder Dinkelmehl gefüttert wird – seit drei Jahren. Roggensauerteig wird bei mir auch nix. Der ist empfindlicher scheint mir. Aber Judith Erdin backt nur mit Hefe – genial, sag ich Dir, ich war da megaskeptisch, weil ich dachte, das schmeckt dann nicht, was aber nicht stimmt. Das solltest Du einfach mal ausprobieren. Es gibt auch einen super guten Blog, den der #breadfluencer Marc immer wieder empfiehlt und das zu Recht: https://www.ploetzblog.de/ – und ich backe auch das Brot von Judith Erdin in meinem alten Bräter … also probiers damit mal, wenn du magst, das haut echt gut hin. LG
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Das mit dem Brot und mir wird einfach nichts mehr – habe schon 5 Sauerteige umgebracht, obwohl ich ihnen sogar am Ende liebevoll Namen gegeben habe. Ok Marie Antoinette war zwar nicht so klug von mir auszuwählen aber Giaccomo Casanova hätte wirklich überleben können
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Dir ebenfalls. Noch als Zusatz: Ich halte mich meist nicht aufs Gramm genau an die Angaben 😉 sonst wirst ja mit messen überhaupt nicht mehr fertig und wie es Claudi schonmal sagte, sinnlich ist es nicht. Aber manchmal hilft es, sich neu zu justieren, wenn man nach den etwas korrekteren Angaben bäckt. Ich finde es ja faszinierend, das man allein über die Temperatur mit ein und denselben Zutaten völlig andere Ergebnisse bekommt (wie bei deinem Hefezopf).
Liebe Grüße auch nochmal von mir ins Dickes B oben an der Spree.
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War mir fast klar, dass Du mir den Plötz-blog wieder empfiehlst. Mich nervt ja sowas meist ein bisschen mit diesen mega korrekten Angaben, aber dieses Mal war das Ergebnis super. Und die kalte Milch und Butter – ich glaube nicht, dass die was mit der Mehlsorte zu tun hat, sondern eher mit der Beschaffenheit der Butter, dass die dann eben im Ofen nochmal zulegt. Und Roggen ist leider auch nicht so meines. Ich war halt immer in dem Glauben, dass ich Hefe am besten mit einem warmen Dämpfle (fränkisch für Vorteig) aufgehen lasse. Dass es auch anders geht, war echt eine Überraschung für mich. LG aus der Hauptstadt und weiter gutes Backen 😉
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Was die präzisen Angaben angeht, dann kann ich immer wieder auf den plötzblog verweisen bzw seine Bücher. Wenn ich es Mal exakt brauche, dann greife ich mit Freude zu diesen Rezepten. Gerade die Roggenbrote und -brötchen gelingen mit da besonders gut. Umgekehrt zu deinem Hefezopferlebnis ist bei Roggen Wärme dein Freund.
Liebe Grüße vom Breadfluencer aus Franken ✌️
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