Berliner Stadtblatt Nr.31

JohnQube @ pixabay

Da ist doch jemand. Sheena hält den Atem an, verharrt in der Bewegung und starrt auf eine Stelle im dunklen Dickicht, keine 20m weit entfernt.

Doch sie sieht nichts. Die Lichter der Stadt sparen diesen Flecken aus und er hüllt sich stets in undurchdringliche Finsternis. Wenn der Mond nicht gerade rund und die Augen streichelnd scheint.

Dann wird dieses übersehene Stückchen Stadt zu einer alten, überwucherten magischen Stätte, um welche herum die moderne Stadt gewachsen ist und stets das scheinbar Überkommene in ihrem grellen Treiben übergeht.

Aber jetzt scheint kein Mond. Der Himmel ist bedeckt. Mit dahin eilenden Wolkenpaketen, als ob sie vor etwas fortliefen.

Sheena wünscht ihnen von Herzen viel Glück.

Da knackt es wieder. Scherben. Kein Zweifel. Ein knirschendes Geräusch folgt.

Ratten sind das jedenfalls keine. Zumindest keine auf vier Füßen, berichtigt sich Sheena und fährt vorsichtig mit einer Hand in einen schartigen Jutebeutel mit verblassten Aufdruck und fingert dort geräuschlos umher.

Ihr Lager ist denkbar ungeschützt. Ein Zwei – Personen – Zelt an einer alten nackten Wand, die schon lange nichts mehr trägt. Zwar uneinsichtig, doch für Kenner der Ecke kein unbekannter Platz. Auch wenn sich zur Zeit niemand hier aufzuhalten scheint.

Schließlich berühren ihre Finger den Plastikgriff eines kurzen Küchenmessers, das sie nun vorsichtig herauszieht.

Ach, wenn doch nur Rocko noch bei ihr wär. Niemand würde es wagen, hier herumzuschleichen und eine einsame, schmutzige Frau auszuspähen, deren Habseligkeiten sich auf fünf Beutel und eine große Tüte beschränken.

Doch die Wichser haben ihn ihr weggenommen.

Sie sei nicht in der Lage für ein so großes Tier zu sorgen. Haben sie einfach schutzlos inmitten der rüpelhaften Stadt stehen lassen.

Oh, wie sie geschrien hat. Geflucht und gespuckt. Konnte ganze zwei Tage danach nur noch krächzend betteln, was ihr ziemlich viel Geld einbrachte.

Eine Gestalt schält sich schließlich aus dem Hintergrund heraus.

Sheena erinnert sich an ihre Flaschen. Einige sind aus Glas. Hastig durchstöbert sie ihren Besitz, während sie instinktiv tiefer in ihr Zelt rückt.

Die Glasflaschen machen geräuschvoll auf sich aufmerksam und endlich kann Sheena eine am Hals packen, als der Schatten schon bedrohlich nah an ihr Zelt herangerückt ist. Um nicht aufzufallen, hatte sie kein Feuer entfacht und so konnte sie den Kerl, denn ein Kerl war es, nicht erkennen.

„Bleib wo du bist, sonst stech ich dich ab, du perverses Schwein!“, schnauzt Sheena dem Schatten entgegen.

„Ich warne dich!“, faucht sie noch, doch der Schatten kommt näher. Wird größer und bedrohlich in der Dunkelheit der Nacht.

Da schießt Sheenas Arm nach vorne. Will den Angreifer direkt ins Bein stechen. Er soll verschwinden.

Aber mehr weiß ich auch nicht

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