Dass dies hier ein Gemeinschaftsblog ist, hat vielerlei Gründe – unter anderem den, dass es Bücher gibt, die zum Beispiel Thursdaynext und ich beide lesen und meist sind wir dann auch ähnlicher Meinung. Wir empfehlen uns häufig Bücher und als Thursdaynext mir freudestrahlend per Whatsapp ihren Fang aus der Buchhandlung zeigte, war ich zwiegespalten. Als „Morgen, morgen, und wieder morgen“ vor einigen Wochen als Leseexemplar (danke an Verlag und vor allem an Uwe Kalkowski) bei mir eintrudelte, fing ich rasch an zu lesen. Und konnte nicht mehr aufhören. Bis circa in die Mitte des Buches, als tja, was eigentlich passierte? Ich blieb stecken und einige Zeit später kam Thursdaynext mit der Nachricht, dass sie das Buch eben gekauft hatte. Es war wie früher, wenn ich ein Computerspiel, das ich gerne spielte, aufhörte, weil ich nicht weiterkam. Erst mal ruhen lassen sagte ich mir. Thursdaynext jedoch raste durch das Buch, zwang sich langsamer zu lesen, bezwang quasi ein Level nach dem anderen mit Leichtigkeit, während ich genervt versuchte, den Wiedereinstieg zu finden. Ich kann bis jetzt nicht so recht fassen, was mich da eigentlich störte. Thursdaynext allerdings kann euch genau erklären, was sie so begeisterte.
Tja, was soll ich sagen, Morgen, Morgen und wieder Morgen“ ist mein Lesehighlight 2023 und mein Herzensbuch des Jahres. Es hat mich gepackt vom ersten Satz an, Es war wohlfühllesen, mitleiden, den ProtagonistInnen vom Seitenrand aus zurufen wollen.
Tatsächlich haben Bri, unsere Bücherfreundin die Bücherelfe und ich sogar einen Whatsappchat nach der Beendigung des Buches gestartet und uns nachträglich ausgetauscht und vorgeschwärmt.
Apropos schwärmen. Das Cover! So geil! Ich liebe es, es hängt in Form einer Werbepostkarte neben meinem Bett. Und trotz oder eher wohl wegen der absoluten Begeisterung, eigentlich Liebe für diese ausnehmend großartig erzählte Geschichte war ich jetzt wochenlang nicht fähig eine Besprechung dazu zu schreiben. Auch, weil ich absolut gar nichts von dieser wunderbar komplexen Geschichte verraten möchte. Die soll sich bitte jede/r LeserIn selbst erschliessen. Da möchte ich nichts verraten. Höchstens, dass sie in den USA spielt und viel davon in Kalifornien, an Orten also, über die ich ausnehmend gerne lese. Es geht um Beziehungen, Freundschaft, Liebe, Familie, Kindheit, Erwachsenwerden, und die Entscheidungen die jede/r von uns trifft aufgrund des eigenen Hintergrundes. Und sie hat mich wieder in eine andere Zeit entführt. Dazu kommt noch der warmherzige Stil von Gabrielle Zevin, die dabei on point charakterisiert und Zeitsprünge in die Vergangenheit macht, die einem erst allmählich die Charaktere näher bringen und öffnen. Es gibt eine Menge an Sätzen, die es lohnt zu markieren, weil sie so wahr und treffend sind und unglaublich viel Popkultur fließt ein, was mich ebenfalls immer begeistert. Das Abgefahrenste ist aber, dass mich „Morgen, Morgen und wieder Morgen“ in die magische Welt der Games eingeführt hat, die mich bisher so absolut überhaupt nicht interessiert hat, hier aber irgendwie nach den Geschichten klingt, die Neil Gaiman so grandios erzählt. Was übrigens der Grund war, warum mir diese Buchperle fast entgangen wäre. Bei Computerspielen war ich bisher immer raus, aber glücklicherweise gibt es in meiner Stammbuchhandlung begeisterte VerkäuferInnen die es schaffen einem ein Buch so warm und lebendig nahezubringen, dass es gekauft wird. Fun Fact: Erst war nur ein Buchhändlerlesetipp im oberen Exemplar auf dem Stapel, mittlerweile sind es vier. Also meinen uneingeschränkten Lesetipp könnt ihr gerne dazuzählen plus den Dodo- Award für 2023 samt 28 Dodos. Got get it make your days.
Thurs
Mich spornte das an, ebenfalls weiterzukommen. Über Whatsapp konferierten wir mit unserer langjährigen und lieben Bücherfreundin, die wir als Bücherelfe kennengelernt hatten und die uns ganz ursprünglich zum Bloggen gebracht hatte. Auch sie ist voll des Lobes zu Morgen, morgen und wieder morgen wie so viele andere LeserInnen.
Witzigerweise mochte jede von uns, zumindest zu Beginn der Lektüre, eine*n andere*n der ProtagonostInnen am meisten. Ich selbst hatte mir als Liebling denjenigen ausgesucht, der in einem Game wohl ein NPC* wäre. NPCs werden oft bzgl. ihrer Rolle für den Fortlauf der Story unterschätzt. Und so hatte Trevin auch diesen Charakter angelegt. Marx war wichtig für den gesamte Story, nicht von Anfang an dabei, aber er verband Sadie und Mazer, die seit ihrer Kindheit aufgrund ähnlicher Erlebnisse befreundet waren und sich aus den Augen verloren hatten. Er gab Hinweise, er wusste Dinge von den anderen, die sonst keiner wusste, war da, wenn er gebraucht wurde. Wie Trevin diese Parallelen zum Aufbau eines games strukturell für ihr Storytelling nutzt, ist großartig. Dabei muss man noch nicht einmal selbst zocken, um die Geschichte zu mögen.
Angesiedelt in den 1980er Jahren, zeigt die Geschichte, wie frei und neu manche Bereiche des Lebens, auch von mir, empfunden wurden. Die tatsächliche Basis für den Erfolg der Games, die Sadie und Mazer entwickeln, legt Sadie, indem sie eine außergewöhnliche Grafikengine programmiert. Klar, heute gibt es viele Programmierinnen, zwar sind sie wohl immer noch in der Minderzahl, aber Geschichten darüber, dass Frauen in diesen Bereichen bereits vor Jahrzehnten maßgeblich beteiligt waren, gibt es noch nicht sehr viele. Schon alleine das macht Morgen, morgen und wieder morgen zu einer außergewöhnlichen und lohnenswerten Lektüre, die Bri dank der Diskussionen mit ihren zwei Reading Queens, doch sehr zufrieden abschließen konnte.
Heiße Leseempfehlung von allen Beteiligten.
*=non playing character, also eine Figur in einem game, die nicht aktiv in die Handlung eingreift, eher aussen vor bleibt, aber wichtige Informationen geben man und/oder Quests für die SpielerIndn hat
Morgen, morgen und wieder morgen von Gabriele Zevin ist im Februar 2023 als Hardcover von Sonia Bonné übersetzt im Eichborn Verlag erschienen. Für mehr Infos zum Buch per Doppelklick auf das im Beitrag abgebildete Cover oder auf der Verlagsseite.


Pingback: Double Feature | Feiner reiner Buchstoff
Pingback: Die Üblichen Verdächtigen präsentieren ihre Highfives des Jahres 2023 | Feiner reiner Buchstoff
Ja, das macht schon Spaß, aber ich bin froh, dass ich es nicht mehr alleine machen muss 😎
LikeLike
Ach schön. Danke fürs Folgen und fürs Supporten. Hab erst seit kurzer Zeit einen Blog und bin noch beim kennenlernen. Macht aber Spaß. LG Renee
LikeGefällt 1 Person
Ja, wie schön. Ach man findet doch immer wieder zueinander. Das ist ja klasse. Ich komm auch bald mal wieder bei LB vorbei. LG, Bri
LikeGefällt 1 Person
Ach ja. Sorry. Da bin ich renee und hab das gleiche Bild wie hier. Wir hatten glaub ich dieses wunderbare „Die Herzen der Männer“ in einer Leserunde und konnten uns da gut finden. LG Renee
LikeGefällt 1 Person
Wie schön! Ich wünsche ganz viel Spaß mit dem Buch und wie heißt Du denn bei LB? LG Bri
LikeGefällt 1 Person
Das Buch liegt auch schon bei mir und wartet auf die kommende Lesezeit. Ich schicke dir ganz liebe Grüße. Wir „kennen“ uns von LB. 😍
LikeGefällt 1 Person