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Speichelberg, Mittwoch der 19. Mai irgendeines Jahres, exakt um 08:12:35 (MEZ) geht ein im Ort unbekannter Mann um ein Eck – und ist weg.
Irritiert starren anwesende Speichelberger Trödler auf die Stelle, wo eben noch der Mann zu sehen gewesen war und die nun verwaist da liegt.
Wer war der Fremde?
Hatte er eine Geschichte?
Und am Ende sogar Hoffnung?
War er nur deshalb um die Ecke gebogen, weil er Hoffnung hatte? Hoffnung worauf?
Vielleicht war er aber auch auf der verzweifelten Suche nach etwas gewesen und hatte nur deswegen jenen unüberschaubaren Weg gewählt. – Aus Verzweiflung.
Einige Speichelberger starrten daraufhin verträumt in die Ferne.
Hermann Karg, Innenraumsprecher und berüchtigter Fragesteller, nahm sich der Sache an und ging dem Mann nach.
Ums Eck.
Hermann Karg ward daraufhin nicht mehr gesehen und galt schnell als in Speichelberg verschollen.
Einem 51 Seelen zählendem Ort an den Ausläufern eines in Vergessenheit geratenen Berges weit westlich von hier.
Lange schon nachdem sich sämtliche Seelen jener Ortschaft ihrer schwerfälligen Hüllen entledigt hatten, um da hin zu ziehen, wo was los war, was den zurückgebliebenen Körpern aus vielerlei Gründen entgangen war, hatten die Entseelten eigentlich nichts mehr erlebt.
Und dann das.
Schnell kam man zu der allgemeinen Ansicht, wonach man zu wenig wüßte, um die Vorgänge vollends zu entschleiern.
Am Ende steckten Herman Karg und der Fremde unter einer Decke und Karg war nur deswegen dem Fremden nachgegangen, weil er ein geheimes Zeichen erhalten hatte.
Was wußte man denn schon von den Dingen, die sich jenseits der Dungsümpfe zutrugen.
Niemand wußte was genaues.
Dennoch beunruhigte der mysteriöse Morgen die leeren Gemüter; füllte sie bald aus und der vielstimmige Ruf nach einer bewaffneten Bürgerwehr wurde laut.
Was wurde den beiden in jenen Tagen nicht nachgestellt.
Nach allen Seiten hin.
Die Jagd schien eröffnet und die Allermeisten wähnten sich dadurch erfrischt und revitalisiert.
Manche telefonierten gar.
Doch schon nach einigen Tagen verlief sich das hitzige Treiben wieder, denn man hatte das Ziel aus den Augen verloren.
So verebbte der anfängliche Enthusiasmus und die Menschen kehrten zurück zu ihrem grauen Tagwerk.
Vergaßen den Vorfall.
Vergaßen ihr Leben.
Herman Karg hingegen kehrte nie zurück.
Er hatte sein Glück in fremden Gegenden gemacht, von denen noch nie jemand etwas gehört hatte.
Bad Singbronn, Bernwesereck oder Gerngründgrund bildeten hierbei nur einige aufregende Stationen seiner Verfolgung eines ihm vollkommen Unbekannten durch eine ihm fremde Welt.
Geruede, Wegbeschreiber
Mehr schräges Zeug von Geruede auf dessen Blog: https://geruede.wordpress.com