„Evolution ist ein Arschloch“. Das ist die Quintessenz von Barry Hoden, der nach einem Fall in ein kosmisches Schlurchloch (und das auch noch während eines fantastischen Blowjobs mit Brick Hunter) in einem Paralleluniversum landet, wo er bald in einem Alienpornokino einen Job findet. Das hindert seine Mutter aber nicht daran, ihn zu finden und ihn telefonisch per Ferngespräch an den Muttertag zu erinnern. Turbulent wird es erst, als sich Trulla mit einem heiligen Liebhaber in sein Pornokino verirrt. Nur der Wissenschaftler Gon Rath kann Barry vor den Alien retten und verliebt sich unrettbar in ihn. Doch hier kommt die Evolution wieder ins Spiel, denn die Männer von morgen haben weder Haare, Hodensack noch Brustwarzen.
Nur Paul Niemöser kann sich so etwas ausdenken, doch ist dieses SF-Werk so wirklich nach seinem Geschmack? Er, der sich nach dem großen, schwitzenden, behaarten Mann seiner Schwester im ersten Band (Raumstation Sehnsucht) verzehrte und der geläutert zurück zu seinem Ehegatten Konrad kam, möchte, nein soll jetzt, kunstvolle, erhabene SF-Literatur schreiben. So jedenfalls die Idee seines Gatten Konrad. Doch lange lässt er die Haare nicht raus aus seinem Roman und so wird der zweite Teil seines SF Schmachfetzen, nach dem direkten Flug unter die Gürtellinie mit Libido XL auf den Planeten Prepution, doch recht deftig.
König wildert ungeniert in SF-Klassikern wie Alien oder 2001 Odyssee im Weltraum, dessen neurotischer Computer HAl auch bei Barry vorkommt – nur hier mit Penisneid versehen. Dabei sind alle Personen des Buches im Buch auch die näheren Verwandten und Bekannten von Paul Niemöser, in satirischer Übertreibung. Einmal losgelassen und dem Piepsen seines Gayradars folgend, stürzt sich Barry, gleich nach der Landung, auf die haarigen Ureinwohner von Prepution, die gleich mehrere Penisse haben.
„Ja ich habe Bewusstsein und den Astronautenschein, aber doch stehe ich noch mit einem Bein im Urschlamm.“
König ist gar nicht mehr zu bremsen, nach einem halben Buch voller Schmalspur-Hormoneinlagen wird das ganze aufgestaute Testosteron auf den Leser ausgeschüttet.
Barry verausgabt sich „…als auch noch bordellrot der Mond aufging und die Landschaft in puffiges Licht eintauchte“ war der Himmel nahe, doch besser wird es noch:
„Diesen Griff hier, befand Barry Hoden (übrigens noch viele Jahrzehnte später im Rückblick auf sein abenteuerliches Leben im All) diesen kurzen Griff sollte jeder wirkliche Kerl einmal erlebt haben! Dieser Griff hier war der Schlüssel gleichzeitig zu metaphysischem Seelenheil, allgemeinem Weltfrieden und unterste Schublade! Dieser Griff war schlichtweg…. der Hammer!!“
Und so langsam versöhnt sich Barry wieder mit der Evolution:
„Vielleicht sind Hodensäcke und Sahnebolzen die sinnvollere Alternative“
Ein prallvoller bunter Band von über 220 Seiten, der auch zeichnerisch wieder voll überzeugt. Eine ziemliche deftige Fortsetzung von Raumstation Sehnsucht, die nicht mit soviel Subtilität und Wortwitz wie der erste Band aufwarten kann, dafür aber mit mehr Haaren.
Buchdetails
- Aktuelle Ausgabe : 01.10.2014
- Verlag : Männerschwarm
- ISBN: 9783863001803
- Fester Einband: 220 Seiten