Vor ein paar Jahren haben wir ein kleines Experiment gemacht: Irgendwie hatten wir einen riesigen Plastiksack, durchsichtig, zwei Meter lang und zu schade, um ihn einfach so in die Gelbe Tonne zu stopfen. Wir haben damit begonnen, ihn mit unserem Plastikmüll zu füllen – natürlich wurde der Müll vorher beim normalen Geschirrspülen mitgespült, damit nicht die ganze Bude nach kurzer Zeit mit einem unangenehmen Geruch aufwarten würde. Wir sind ein Haushalt, der versucht, hochverpackte Waren zu vermeiden und doch waren wir geschockt, was wir so alles zusammenbrachten. Der Sack bekam bald einen Namen, Edward hieß er, fragt nicht warum, ich habe keine Ahnung. Und langsam wurde die Idee eines „Kunstprojekts“ aus Edward. Es wurde versucht, ihm ein Gesicht zu verpassen, ihn ein wenig zu vermenschlichen. Mein Mann dachte sogar daran, sich mit ihm auf dem Schloßplatz oder an ähnlichen Orten, wie mit einem Kumpel, zu zeigen. Tatsächlich haben wir ein paar Bilder geschossen und nach Monaten, die Edward mit uns lebte, haben wir ihn dann (nicht gänzlich ohne Mühen, man glaubt gar nicht, wie schwer Plastik sein kann) doch der Gelben Tonne übereignet. Und was soll ich sagen – die Tonne (die größte, für mehrere Häuser angeschaffte) wurde durch unseren Plasikmüll, den wir über mehrere Monate hinweg „gesammelt“ hatten zu Hälfte gefüllt. Ab diesem Zeitpunkt stand fest, wir wollten noch mehr Plastikmüll vermeiden. Und angefangen haben wir damit im Badezimmer.
Das Badezimmer
Seit dieser Zeit ist mir immer wieder aufgefallen, wie viel Plastik wir vor allem im Badezimmer stehen haben. Duschgel, Haarshampoo, Cremes und Deo. Das einfachste war der Umstieg von Duschgel auf Seife – wer kein Problem mit Seife hat, der kann her schon einmal einiges einsparen. Der nächste Schritt war, das Deo zu ersetzen und ich muss ehrlich sagen, die vielfältigen Alternativen, die man heute bekommt sind nicht schlecht, aber meist doch recht kostspielig. Deshalb habe ich mich auf die Suche gemacht und tatsächlich kann man ein quasi festes Deo sehr einfach und gut selbst machen. Mittlerweile habe ich drei Bücher, auf die ich regelmäßig zurückgreife, um bestimmte Kosmetikprodukte selbst herzustellen.
Wohlduftende Kräuter und schöne Geschichten
Minze, Salbei, Rose – drei Pflanzen die ich sehr mag. Minze erfrischt mich und hilft mir Kopfschmerzen zu behandeln, ohne eine Tablette einwerfen zu müssen, Salbei habe ich in den letzten Jahren sehr zu schätzen gelernt, man muss nur bei der Zubereitung zum Beispiel als Tee aufpassen, dass er nicht zu stark gerät und Rosen sind einfach eine Wohltat. Eine Tasse Rosentee lässt mich vieles vergessen
Lily Diamond ist auf Hawaii geboren und aufgewachsen – einer Insel, die vielen Menschen ein Sehnsuchtsort ist. Dort lehrte ihre Mutter sie, die Gaben der Natur zu hegen, zu schätzen und im Alltag zu nutzen. Diamond erzählt von ihrer Beziehung zueinander, zu ihrer Umgebung und weshalb sie welche Rezepte schätzt. Die Rezepte selbst sind nicht aufwändig. Meine tägliche Routine beginnt morgens mit dem wunderbaren Honig-Rosen-Gesichtsreiniger, der im Handumdrehen auf Vorrat hergestellt werden kann. Ebenso einfach stelle ich mein Meersalz-Lavendel-Spray für die Haare her. Es pflegt, duftet gut, aber nicht aufdringlich, und lockt die Haare. Am Schluss eines Tages nutze ich das schöne Gute-Nacht-Öl, das ihr in der Leseprobe findet, um abzuschalten und den Tag ausklingen zu lassen. Minze, Salbei, Rose ist eines meiner liebsten Wohlfühlbücher, weil es mir neben den Rezepten auch schöne persönliche Geschichten zugänglich macht.
Besondere Effekte
Der zweite Schritt am Morgen ist bei mir ein Herbal Toner, dem ich einem weiteren DIY Buch entnommen habe und der ebenfalls im Handumdrehen zusammengeschüttelt ist. The Glow von Anita Bechloch ist ein typisches Rezeptbuch, besticht aber durch eine fundierte Differenzierheit. Bevor es zu den Rezepten geht, werden ein paar Basics geklärt und wer sich nicht ganz sicher ist, welche Pflege seine Haut braucht, findet hier sehr gute Orientierungshilfen. Hinzu kommen noch ein paar Tipps bezüglich der Herstellung, des Handwerkszeugs (das sich im Übrigen in jedem einigermaßen ausgestatten Haushalt im Küchenschrank findet) und der Rohstoffe. Hier kann man einen Blick ins Inhaltsverzeichnis und den Aufbau des Buches werfen – das Rezept des angesprochenen Herbal Toners ist auch einzusehen. Die Rezepte von Bechloch sind immer variierend, was den Haut- oder Haartyp angeht. Meist ist es nur eine Zutat, die ausgetauscht wird – so nutze ich zum Beispiel bei meinem Herbal Toner Rosenblütenwasser, das ich über ein ortsansässiges Reformhaus in dunklen Glasflaschen und somit in größeren Mengen erstehe und eben dann, wenn mein Toner aufgebraucht ist, einfach kurz neu zusammenschüttle. The Glow ist ein Buch, das über die schönen Rezepte hinaus viel Wissen über die einzelnen Rohstoffe mitbringt. Unser festes Deo, das nur aus Natron, Kokosöl, Bienenwachs und einigen Tropfen ätherischen Öls besteht, haben wir auch aus diesem wunderbaren Buch.
Weitere Inspirationen
Neu hinzugekommen in meiner Sammlung ist ein Buch aus dem Smarticular Verlag – Smarticular kennt vielleicht der Eine oder die Andere als Webseite auf der man sich vielerlei Inspirationen für unterschiedliche Lebensbereiche holen kann. Von Körperpflege über Haushalt bis zur Gartenpflege, hier findet sich alles. Die vielen Ideen werden dann auch kompakt in Büchern gesammelt, was ich persönlich super finde, weil ich lieber an mein Regal gehe, das Buch aufschlage und ein Rezept umsetze, als extra meinen PC anzumachen oder auf dem Smartphone rumzufummeln und damit Strom und Daten zu verbrauchen. Denn eines ist klar – das Nachhalten von Daten auf irgendwelchen Servern ist zwar praktisch, verbraucht aber immens viel Strom. Das erste Rezept, das ich aus diesem Buch umgesetzt habe, ist ein Trockenshampoo für zwischendurch, wenn ich mal keine Zeit oder Lust habe, meine dicken Haare zu waschen, weil es noch nicht wirklich nötig wäre, ich mich aber ohne Wäsche auch nicht so ganz super wohl fühle. Früher gab es Trockenshampoos häufiger zu kaufen, dann kam eine Zeit, in der sie quasi aus den Läden verschwunden waren und wenn man heute in einem Drogeriemarkt danach sucht, findet man eine ganze Reihe dieses selbst so einfach herzustellenden Produktes, weil es bei jungen Menschen wohl gerade wieder in ist. Vermarktung ist alles … aber selber machen ist besser. Da ich dunkle Haare habe, mische ich mir also nun einfach Mais- oder Kartoffelstärke, Kakao und Natron (man kann das Ganze auch beduften) und schüttle es kräftig in einem wiederverwendbaren Glas mit Deckel durch. Auch für blondes Haar (ohne Zugabe von Kakao) und rotes Haar (hier wird der Kakao durch Zimt ersetzt) ist diese einfache Alternative nutzbar. Eine Leseprobe zum Buch findet ihr auf der Webseite.
Einfach und überhaupt nicht aufwändig
Wie man sieht, gibt es viele Möglichkeiten Plastikfreier zu leben – nicht überall gelingt es und natürlich muss da auch an anderen Stellen etwas passieren, aber mir gibt es ein gutes Gefühl zu wissen, was in den Produkten, mit denen ich mich pflege, so enthalten ist. Und natürlich habe auch ich noch ein spezielles Lieblingsshampoo (ein festes) einer Firma, die besonders tolle Produkte auch nachhaltig herstellt, das ich mir ab und an gönne. Da aber alles teurer wird, bin ich froh, die Haushaltskasse durch meine selbst hergestellten Prudukte ein wenig zu entlasten. Das Argument, dass hier Lebensmittel verwendet werden, lasse ich nicht gelten, solange Berge von Lebensmitteln vernichtet werden, weil die Märkte das so wollen.
Vielleicht ist ja für die Eine oder den Anderen hier eine Anregung dabei. Es ist alles wirklich sehr viel weniger aufwändiger, als man gemeinhin denkt und mir macht es sogar Spaß.
Mehr Infos zu den vorgestellten Büchern erhaltet ihr über Doppelklick auf die jeweiligen Cover im Beitrag.