Berliner Stadtblatt Nr.6

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JohnQube auf pixabay

Mittendrin

Benjamin Kai hatte schon allerlei versucht, um die Aufmerksamkeit seiner ewig beschäftigten Mitmenschen auf sich zu lenken.

Eine Zeit lang war er knallbunt mit einem gewaltigen Transparent durch verschiedene Berliner Straßen gewankt, um seine Mitmenschen auf die Gefahr eines gewaltigen Zeitverlusts durch die Beschäftigung mit Nichtigkeiten hinzuweisen.

Ein paar Punks zumindest hatten ihn und sein Anliegen verstanden und grölend gutgeheißen. Immerhin.

Bei den Übrigen meinte er jedoch nurmehr eine noch zügellosere Hetzerei zu beobachten.

Vorallem bei dieser Mutter mit ihren drei Kindern war das ganz augenscheinlich gewesen.

Sie war beim Anblick seines Transparents beinahe aus den Latschen gekippt und hatte ihre Brut nur zu noch größerer Eile angetrieben.

Danach hatte er Handzettel verteilt. Doch bis auf ein paar sprachunkundige Touristen am Alex hatte die keiner haben wollen.

Und dabei sah er doch tagtäglich ganz klar, wie sehr sich die Menschen doch in Nebensächlichkeiten verrannten. Immer. Und immer wieder.

Wie konnte er sie nur erreichen?

Er hatte es sogar einmal mit umgekehrter Psychologie versucht und war als Gruselclown schreiend aus irgendeinem Gesträuch im Tiergarten gesprungen.

Doch hatte er die Wochen danach ziemlich ramponiert aus der Wäsche geblickt. Zumindest auf einem Auge.

Doch über derlei Kinderversuche war er mittlerweile hinausgewachsen; bediente er sich doch mittlerweile unterschwelliger Kommunikationskanäle, die seine wichtige Botschaft quasi über das Unterbewußtsein einsickern lassen sollten.

Dafür ausschlaggebend war das Verzichten auf ein großspuriges Auftreten in den bekannten Mustern.

Doch Mithilfe kleinerer Änderungen an Bekanntmachungen, Hinweisschildern, Verboten und vorallem Kaufaufforderungen hoffte er, die Menschen unbewußt aus dem Tritt zu bringen.

Bis sie sich schließlich dem ganzen Rummel verweigerten.

Das war seine Hoffnung. Das war seine Mission.

Sie werden ihn wohl aus Versehen aufgescheucht haben, als er gerade irgendeinen Wortlaut verdrehte.

Er wird sich aller Wahrscheinlichkeit nach gehörig erschreckt haben und wird nur deshalb so kopflos losgerannt sein.

Mehr weiß ich allerdings auch nicht.

 

weitere Ergüsse von Geruede auf dessen Blog: https://geruede.wordpress.com

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