Die Akte Trump ist ein widerwärtig zu lesendes Sammelsurium vergangener Handlungen des momentanen Präsidenten der USA. Alles was Pulitzerpreisträger David Cay Johnston in fast dreißig Jahren wertungsfrei an Fakten, Informationen und Zeugenaussagen in mühevoller Kleinarbeit recherchiert und herausgefunden hat, konnte man schon anhand des Gebarens des beschriebenen Objekts im Wahlkampf entweder wissen oder doch zumindest vorausahnen. Ein tumber, bauernschlauer Sexist und Rassist sitzt im Weißen Haus und lügt oder lässt lügen, so wie er es all die Jahre zuvor bereits getan hat und dank fragwürdiger Justiz, offensichtlicher Korruption damit durchgekommen ist.
Ein Sieg konsequenter Dummdreistigkeit wie der angesehene investigative Journalist und Autor David Cay Johnston in dieser Chronik der Person Trump anschaulich und reichhaltig illustriert. Illegale Arbeiter, die ohne Schutzmaßnahmen Asbestgebäude abrissen und um ihren Lohn geprellt wurden, korrupte Gewerkschaften, Steuertricksereien, Verbindungen zur amerikanischen Mafia, Größenwahn, Vertuschung mittels hanebüchener Ausreden mit denen Trump vor Grand Jurys durchkam. Casinolizenzenvergaben trotz offensichtlichen Fehlverhaltens, bezahlte Claqueure, erfundene Liebschaften, Großmäuligkeit und Protzerei. Das Lebenselixier des Enkels eines Einwanderers aus Rheinland-Pfalz – der bis Seattle kam und dort den Grundstock zum Familienvermögen höchstwahrscheinlich mit einem an ein „Restaurant“ angeschlossenem Billigbordell legte – scheint aus blossem Profitstreben und Darstellung seiner Person im ihm genehmen, für viele Menschen sehr fragwürdigem Lichte zu bestehen. Im dritten Kapitel „Persönliche Werte“ äußert sich Trump anlässlich einer Rede zu Erfolg im Business folgendermaßen:
„Seien Sie paranoid.“ ; „Zahlen Sie mit gleicher Münze zurück. Wenn jemand Sie reinlegt, legen Sie ihn auch rein, aber zehnmal so mies. Das wird Ihnen jedenfalls guttun. Mann ist das ein Gefühl!“ Diese Maximen gelten bei ihm keinesfalls nur für das Geschäftsleben. Auch innerfamiliär werden sie gnadenlos praktiziert.
Informativ und sachlich, dabei durchaus unterhaltsam lässt David Cay Johnston das Charakterbild eines Menschen vor dem Leserauge erstehen, das, zumindest mir erging es so, angesichts dieser Sammlung unerquicklicher Einzelheiten lieber geschlossen wäre. Besonders das komplette Versagen der Kontrollorgane ist erschreckend. Noch deutlich verstörender ist, wie es jemandem mit einer solchen Vita überhaupt gelingen konnte in das Amt aufzusteigen, welches er nun innehat. Ein Komplettversagen der Medien, ein Komplott, eine Verschwörung oder schlicht der sich immer aufs neue wiederholende Sieg menschlicher Dummheit? Womöglich von allem ein wenig? Hier lässt David Cay Johnstons Bericht keine Schlüsse zu. deutlich Stellung bezieht er hingegen im Epilog.
„Der große Anklang, den Trump in der Bevölkerung findet, ist auch ein Ausdruck der tiefen Krise in der die Vereinigten Staaten von Amerika stecken. Sein Aufstieg veranschaulicht die wachsende Kluft zwischen der politischen Elite und dem Rest des Landes.“
Dies sollten sich die politischen Eliten Europas zu Herzen nehmen. Korruption, Lobbyismus, Nepotismus und Selbstbedienungsmentalität zeugen auch hier von Ignoranz und der Gefährdung unserer Demokratie. Unzufriedenes Volk neigt zu hanebüchenen Fehlentscheidungen und wählt, wie von Jennifer Rostock klug besungen, sich seinen Metzger selbst.
Wer den US Wahlkampf und die Arbeitsweise dieses DeKretins aufmerksam verfolgt hat, kann sich dieses Buch, so sorgfältig recherchiert und belegt es auch ist, getrost sparen. Man kann seine Lebenszeit angenehmer verbringen und letztendlich bleiben die wichtigen Fragen, die Antriebe für die Beschäftigung mit diesem Menschen, unbeantwortet. Wie konnte es so weit kommen, dass dieser Mann nun dieses Amt innehat?
Für mich bleibt jedenfalls Alec Baldwin auf ewig der bessere Trump.
Buchdetails
- Aktuelle Ausgabe: Februar 2017
- Verlag : Ecowin
- ISBN: 978-3-7110-0115-3
- Gebunden: 320 Seiten
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