Der Mann hinter der Maus

Biographien, insbesonders Autobiographien, haben für mich oftmals ihre Tücken und Fallstricke. Offenbaren die Autoren zuviel, fühlt man sich unangenehm berührt – soviel wollte man nun doch nicht wissen – bloßer Klatsch und Tratsch ist schlicht uninteressant. Ehrlichkeit, bestimmte Details und die damit einhergehende Authenzität sind ja durchaus qualitätsbestimmend und von Interesse. Eine Gratwanderung für die Autoren.

Auf diesem dünnen Steg balancierte sich Armin Maiwald, für mich der MAUS Mann, gekonnt voran. Selbstsicher, mit einer angenehmen Portion Understatement und sehr humorvoll erzählt er die „Geschichten aus meinem Leben“.
Als wirklich langjähriger Fan der Sendung mit der Maus und ihres Hauptprotagonisten hatte ich Angst vor Entzauberung. Völlig unnötig.

Von Anfang an hatte ich beim Lesen die „Mr. Maus'“ Stimme im Ohr. Erzählt Armin Maiwald aus seinem Leben doch genauso unaufgeregt und unangestrengt wie seine Sachgeschichten, die übrigens zuerst ein Anderer sprach, aber diese Geschichte müsst ihr schon selbst nachlesen.

Es lohnt sich, denn Armin Maiwalds Leben ist ebenso interessant und vielfältig wie seine Sachgeschichten. Seine Autobiographie ermöglicht eine spannende Zeitreise, durch die Technik, die Medien, bietet einen unverstellten Blick auf die Mühen und besonders die Kreativität und die Gedanken, die hinter dieser halbstündigen Kultsendung stecken.

Das schönste an Mr. Maus‘ bisherigem Lebensbericht ist diese unnachahmliche, fluffige, leichte und dabei stringente Erzählweise die man, wenn man die Kindersendung ein paarmal verfolgt hat, sofort wiedererkennt. Diese unzähligen mit einem Augenzwinkern erzählten Anekdötchen, die ein rundes passendes Bild zu Mann und Maus ergeben.

Armin Maiwalds sympathische Art, sich selbst nicht so ernst zu nehmen, sein Humor und  seine positive Grundeinstellung zum Leben, dem Universum und dem ganzen Rest, mal abgesehen von den Kirchenobrigen und dem Berufsfeld der Banker und Bankangestellten, machen das Schmökern zu einem herrlichen Vergnügen.

Damit ist „Aufbau vor laufender Kamera“ in meinen empfehlenswerten Olymp der uneingeschränkt lesenswerten Autobiographien gewandert, in welchem sich bis dato bereits so illustre Genossen/innen wie John Cleese; Dieter Hildebrandt; Marius Jung; Monika Gruber; Eric Clapton und Keith Richards mit „Life“ versammelten. Alice Schwarzer habe ich stillschweigend wieder aussortiert, stellte sich doch im Nachhinein heraus, dass sie augenscheinlich sehr vergesslich ist.

Wer also etwas erfahren möchte über den Mann hinter der Maus, den Spatz vom Wallraff Platz, die Lach- und Sachgeschichtenentstehung, der gehe hin und lese vertrauensvoll. Ich bedanke mich hiermit beim Autor, der meine Jugend, die meiner Söhne und unzähliger anderer Kinder bereichert und erhellt hat, mit einem dicken DODO.

Wir gucken die Maus weiterhin, nun mit einem etwas geschärfterem Blick.

Buchdetails:

  • Aktuelle Ausgabe : 08. Jänner 2015
  • Verlag : Kiwi
  • ISBN: 978-3-462-04745-5
  • gebunden : 336 Seiten

 

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