„Diamanteneddie“, das ist die Geschichte des Edward Kray. Sabine Kray, Autorin des vorliegenden Romans und Enkelin des Protagonisten, hat sich auf die Spuren des Großvaters begeben, nachdem sie davon erfuhr, auf welche Weise er sein Geld verdiente.
Mit großer Zuneigung zu dem Mann, den sie nie persönlich kennenlernte, nähert sich Sabine Kray in ihrem Roman seinem Leben an. Edward Kray, eigentlich Stanislaw Edward Kraj, verliert im Zweiten Weltkrieg jung seine komplette Familie bei einem Bombenangriff und wird von den Deutschen in ein Arbeitslager gebracht. Eine schlimme und lange Zeit des Leidens beginnt, die Eddie nur durch Zufall überlebt. Als er nach Kriegsende endlich in Freiheit leben darf, beginnt er, in Juweliergeschäfte einzubrechen und mit den gestohlenen Diamanten zu handeln.
Abwechselnd lesen wir von den Kriegsjahren und von Eddies Leben in den 70er und 80er Jahren, so dass der junge und der ältere Edward sich stets gegenüberstehen. Die Lagererlebnisse nehmen dabei einen großen Raum ein und lesen sich beklemmend und erschütternd. Auch wenn man weiß, was sich in den Arbeitslagern zugetragen hat, so sind diese Passagen doch schwierig zu lesen vor lauter Fassungslosigkeit vor dem, was Menschen einander antaten.
„Bald bis Du so schwach, dass Du gar keine Kraft mehr hast. Keine Kraft, keine Leistung. Hast Du es denn schon vergessen? Dein Leben ist nur so viel wert, wie die Arbeit, die Dein Körper zu leisten in der Lage ist.“
Nach dem Krieg versucht Eddie, mit diesem Kapitel abzuschließen. Sein Lebenshunger ist unermesslich. Er bleibt im Land derer, die ihn einsperrten und traumatisierten, statt zurück nach Polen zu gehen. Konflikten und schlechter Stimmung geht er aus dem Weg. Er will sein Leben genießen, so gut es eben geht. Edward ist ein Einzelgänger. Es ist schwierig, ihm nah zu sein, das gilt sowohl für Beziehungen zu Frauen als auch für das ambivalente und behutsam beschriebene Verhältnis zu seinem Sohn Achim, dem Vater Sabine Krays.
Sabine Krays Sprache ist klar und direkt, Bilder und Metaphern setzt sie wohldosiert ein. Seine stärksten Momente hat der Roman, wenn den alten Eddie die Kriegserlebnisse einholen und er seinem jungen Alter Ego über die Schulter blickt.
„Diamanteneddie“, das ist ein Stück Zeitgeschichte in Romanform. Das ist immer wieder schwer zu ertragen und dann wieder fesselnd und unterhaltsam. Die Biographie eines Mannes, dem seine Enkelin ein Denkmal gesetzt hat. Eine Verbeugung vor unzähligen Zwangsarbeitern im Zweiten Weltkrieg. Eine Lebensgeschichte unter vielen, aber eine ganz besondere.
Buchdetails
- Aktuelle Ausgabe : 01.03.2014
- Verlag : Frankfurter Verlagsanstalt
- ISBN: 978-3-627-00203-9
- Flexibler Einband: 698 Seiten