Schattenstetten – Lügenberg – Grünau im Licht; eigener Bericht
Wird man mit dem Begriff „Geheimbüro“ konfrontiert, so denkt man gleich an abgedunkelte Räumlichkeiten, in denen schattenhafte Gestalten nichts Koscheres ausbrüten. – Und genau so ist es auch.
Immer wieder machen solche Büros von sich Reden, so daß man sich fragen muß, warum sich Jemand überhaupt noch die Mühe macht, „Geheimbüros einzurichten“?
Die Antwort ist ebenso erschütternd wie einleuchtend: Jeder hat Dreck am Stecken. Ob Vertuschung oder das Propagieren falscher Tatsachen, so gut wie jeder möchte in der Öffentlichkeit besser bzw. glaubwürdiger dastehen, als er, sie oder es in Wirklichkeit sind. Traurig? – in jedem Fall, meint Gudrun Echt, Sprecherin des deutschen Verbandes „Authentialissimus“ und begründet gleich ihre Einstellung.
„Sehen Sie, wir alle haben in jedem Moment unseres Daseins die Möglichkeit, zu uns selbst zu stehen. Zu unseren Ängsten, Hoffnungen, Träumen und natürlich auch Schwächen und Fehlern. Denn jeder hat sie und kennt sie und somit sitzen alle auf Augenhöhe im selben Boot.
Wenn nun Jemand sich nicht traut, ein brüllend komisches Unvermögen zuzugeben und stattdessen Gott und die Welt als Ausrede anführt oder sich schlichtweg blöd stellt, dann mag er zwar damit vordergründig durchkommen, büßt aber einen Teil seiner Integrität ein. Wenn nun an dieser peinlich unreifen Strategie festgehalten wird, läuft das Individuum aber auch ganze Konzerne und Volkswirtschaften Gefahr, sich als Augenwischer, Windmacher oder gar als Lügenbolde zu entpuppen.
Und wer fürchtet es nicht? Nackt und entlarvt unter dem brennend heißen Auge einer gierenden Öffentlichkeit zu liegen und darauf zu warten, daß das erste Faß wesenszersetzender Scham über einem ausgegossen wird, während Häme und Spott aller Augen wie irre glänzen lassen.“
Doch aller gruseligen Gefahr zum Trotz setzen Verantwortliche noch immer auf das Konzept des Geheimbüros‘.
Im Falle der Berliner S-Bahn kann man ebenfalls davon ausgehen, daß ein solches Büro unterhalten wird, welches sich ausschließlich mit der Kreation eines abwechslungsreichen Programms im Bereich der Ausfallbegründungsansagen beschäftigt.
Nach den durchgelutschten Klassikern wie „Zugschaden“, „Weichenstellungsprobleme“ und „Streik“ haben sich die unter dem Teppich gehaltenen Thinktanks wirklich ins Zeug gelegt und Begriffe wie „Brückenanfahrt“ oder auch „Eisblocksperre“ erst möglich gemacht. Wann das erste Mal mit der Ansage „Zug ist falsch geleitet worden und befindet sich nun auf dem Weg nach Prag“ zu rechnen ist, bleibt indes ungewiss. Zuerst muß das Geheimbüro für Komplikationsplanungen grünes Licht geben.
„Wir sin abe noch lange nich soweid.“, versichert Bier Ernst, geheimer Koordinator für Fahrgast relevante Überraschungen, der nach zwei Herrengedecken zu einem der redseligsten Informanten mutiert. – Alkohol sei Dank!
Geruede, wägt das Risiko ab