Wer Anderen eine Bombe baut

Wenn Terror telefonisch bestellbar ist, dann kann man als Anbieter eines derartigen Services mit einem prickelnden Leben rechnen, das trotz aller Vorsichtsmaßnahmen und doppelter Böden an einem schlechten Tag durchaus einmal als geschmackloser Fleck in der Landschaft enden kann.

In seiner Thriller – Komposition „Wer Anderen eine Bombe baut“ geht Christopher Brookmyre eben dieser Frage anhand einer rasanten Geschichte nach, deren Höhepunkt in den Highlands gipfelt.

Bitte bedenken Sie: Wer sich als Auftragsterrrorist in einer friedliebenden Gesellschaft betätigt, muß über alle Maße frei sein. Frei von Familie, Wohnsitz, Skrupeln und sogar der eigenen Identität. Denn nur dann ist Erfolg in dieser speziellen Branche möglich.

Und lediglich ein dummes Mitgeschick oder das falsche Gesicht am falschen Ort können schon schwerwiegende Verwicklungen nach sich ziehen, sobald man auch nur versucht, den Zeugen eines angeblich beendeten Lebens für dessen Aufblitzen von Wiedererkennen zu eliminieren.

Überraschend bösartig und genau startet das Buch mit Reflexionen zur weltweit anzutreffenden Mittelschicht. Ihren Gewohnheiten, Gepflogenheiten und Geschmacklosigkeiten. Gerade in England.

Nach und nach realisiert der Leser, welche Figur hier ihre Einschätzungen und damit einhergehende Abschätzigkeiten zum Besten gibt, bevor der Erzähler daran geht, einen akribischen Plan zur Auslöschung seiner Identität umzusetzen. Dabei ist die Frage nach der Anzahl unschuldiger Todesopfer vollkommen irrelevant: Bei dieser Art von Show gilt nur: Je mehr, desto glaubwürdiger.

Eine eiskalte Logik, der man noch häufiger begegnet.

So unangenehm dieser eiskalte und egomanische Charakter auch sein mag, ein wenig sympathischer wird er mir schon, als das Wiederaufkeimen der verhassten Neonazis ihn eingedenk der zahllosen Opfer und Erniedrigungen seinerzeit dazu bewegt, quasi in seiner Freizeit eine Neonazikonzertvergasung in die Wege zu leiten.

Leider übergeht die Presse seiner Meinung nach den ironischen Unterton dieser Aktion.

Stellenweise ufern dargelegte Erinnerungen und Einschätzungen ein wenig aus. Als ob es ab und zu mit Christopher Brookmyre durchgegangen wäre und er in ein manisches Schreiben verfiel. Immerhin ist „Wer Anderen eine Bombe baut“ etwas mehr als 500 Seiten stark.

Dennoch hat mir das Setting und die Figurenauswahl neben dem Storyverlauf sehr gut gefallen.

„Wer Anderen eine Bombe baut ist 2018 im Galiani Verlag Berlin erschienen. Für Näheres einfach auf das Cover oben klicken oder direkt zur Verlagsseite gehen.

4 Gedanken zu “Wer Anderen eine Bombe baut

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