Omarosa Manigault Newman ist sicherlich keine unumstrittene Person. Sucht man nach Informationen zu ihr, wird sie zunächst nicht als studierte Journalistin bezeichnet, sondern als TV Reality Star. Sieht man sich ihre eigene Internetpräsenz an, wird klar: sie ist medial geschult. Ebenso wie ihr ehemaliger Arbeitgeber Donald Trump. Doch fangen wir in diesem Beziehungsgeflecht ein Stückchen weiter vorne an.
Omarosa – wie sie sich der medialen Vermarktung und Wiedererkennbarkeit halber selbst nennt – lernt Donald Trump während seiner TV Reality Show „The Apprentice“ kennen. Ihre Bekanntschaft dauert also schon über 15 Jahre und ist geprägt von strategischem Verhalten. Um die Show zu gewinnen, muss man so einiges tun – vor allem aber herausstechen und andere über die Klinge springen lassen. Daran lässt Omarosa auch in ihrer Beschreibung dieser Zeit in ihrem Enthüllungsbuch „Entgleisung“ keinen Zweifel. Sie weiß, wie die Medien funktionieren und damit was sie zu tun hat. Schnell taxiert sie Trump und seine Vorliebe für Menschen, die sich nicht leicht unterkriegen lassen und ein gewisses Faible für Loyalität haben. Das mag eine falsche Loyalität sein, aber genau das nutzt Trump für sich, indem er sich mit solchen Menschen umgibt.
Sicherlich hat Omarosa einiges beeindruckendes aufzuweisen. Aus äußerst armen Verhältnissen stammend, schafft sie es durch Ehrgeiz und Können, einen Universitätsabschluss zu erlangen, obwohl sie afroamerikanischer Abstammung und eine Frau ist. Für Trump beginnt sie – nach Aussage in ihrem Buch – zunächst im Wahlkampfteam und später in der Kommunikationsabteilung zu arbeiten, weil er ihr gegenüber immer freundlich gewesen sei, seine Äußerungen immer etwas grenzwertig seien, aber er eben so gestrickt sei und vor allem, weil sie darin eine Chance gesehen hätte, Afroamerikanern und PoC mehr Einfluss zu geben, mehr Diversität in die Regierung zu bringen. Überrascht wäre sie gewesen, schreibt sie, dass Trump tatsächlich antreten wollte und vor allem darüber, dass er auch gewählt wurde.
Fast minutiös geht sie gewisse Ereignisse durch, gibt Situationen wieder, die eigentlich so besorgniserregend gewesen sein müssten, gerade für sie, dass sie sehr viel früher und aktiv die Reißleine hätte ziehen müssen. Sie begründet ihre Mitarbeit für Trump durch einen „blinden Fleck“ den sie ihm gegenüber gehabt habe und entschuldigt sich quasi dafür, mit an seinem Gewinn gearbeitet zu haben. Wenn man das alles liest, dann bekommt man auf jeden Fall den Eindruck, dass Omarosa es gut versteht, sich selbst zu präsentieren. Ob alles richtig dargestellt ist, was sie ans Licht bringt, wird daraus zwar nicht ganz klar, abwegig ist die Darstellung Donald Trumps jedoch nicht, sieht man sich an, wie er sich tagein, tagaus gebärdet. Die Präsidentschaft ist für ihn nicht von der Führung seiner Firmen oder der Darstellung in einer seiner Shows zu unterscheiden. Sowohl er, als auch viele seiner Stabsmitarbeiter haben keine Erfahrung was Politik angeht. Nicht einmal die einfachsten Dinge, wie die Bestellung von Büromöbeln oder die Suche nach geeignetem Personal laufen.
Chaotisch, verwirrt – so könnte man seinen Stil laut Omarosa bezeichnen. Und persönlich nachtragend. Sein größter Feind: sein Vorgänger im Amt, dessen Leistungen, wie zum Beispiel Obamacare, er nicht aus sachlichen sondern aus persönlichen Gründen rückgängig machen möchte.
Entgleisung ist ein Buch, das einen überrascht und ein wenig zwiespältig zurücklässt. Zwiespältig ob des Wahrheitsgehaltes, überrascht wegen seiner Klarheit. Die natürlich auch einfach nur aus den Erfahrungen entstanden sein kann, die Omarosa im Mediengeschäft über Jahre gesammelt hat. Dennoch ist sicherlich nicht alles von der Hand zu weisen, was sie ans Licht bringt. Wie man zu ihr und ihrem Buch stehen mag, muss wohl jeder und jede selbst herausfinden, denn auch ihr Bild wird in den Medien von zwei auffälligen Dingen begleitet: Sie ist eine Afroamerikanerin und eine Frau und das alleine genügt ja manchen Menschen schon, um Zweifel an ihrer Integrität zu streuen …
Entgleisung von Omarosa Manigault Newman ist im November 2018 im Piper Verlag erschienen. Weitere Informationen zum Buch über Doppelklick auf das im Beitrag abgebildete Cover oder direkt auf der Verlagsseite.