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Neulich in Kreuzberg
Noch bevor Ralle sich überhaupt bemüht, seine verklebten Augen zu öffnen, tastet er bereits mit seiner rechten Hand den nahebei stehenden Sofatisch vorsichtig ab.
Nach einigen orientierungslosen Momenten stößt er auf den erbärmlichen Rest seiner Gute – Nacht – Tüte an Vaters Goldbrandt Aschenbecher angelehnt.
Er stopft sich den bitter schmeckenden Filter zwischen seine trockenen Lippen und fährt fort, auf dem Tisch herumzugrapschen, bis er schließlich das Feuerzeug zwischen seinen Fingern umzingelt.
Zielsicher führt er die Flamme an die erloschene Glut und zieht kräftig den entstehenden Rauch ein, was ihn hustend in eine aufrechte Position katapultiert.
Er hustet und hustet. Und auch nachdem er die Füße auf den Boden gestellt und die Decke zurückgeworfen hat, hält sich der Husten hartnäckig.
So schlurft er lauthals abschleimend zum Klo; bleibt kurz vor der Schüssel stehen, zieht seine Jogginghaushose herunter und zielt mit seinem ungewaschenen Schlauchende in das krustige Sammelbehältnis. Noch einmal kräftig ausgeworfen und hinterhergeschickt und schon müht sich die Spülung; bringt es aber nur auf ein müdes Rinnsal.
„Verdammtes Drecksloch hier! Ich muß hier endlich raus!“
Doch stattdessen kehrt er zu dem Sofa zurück, auf welchem sich seine Eltern noch vor 40 Jahren gemeinsam die Millowitschs angesehen hatten. Dort angekommen rafft er sein Schlafzeug zu einem einzigen großen Knäuel zusammen und schmeißt es wuchtig auf den nahebei stehenden Fernsehsessel.
Danach setzt er Kaffee auf und dreht sich wahrscheinlich eine knackige Gute – Morgen – Tüte.
Mehr weiß ich allerdings auch nicht.