Wir alle – vor allem wir Vielleser – wissen, welchen Zweck Klappen- oder Rückentexte von Büchern haben: Sie sollen werbend verkaufen, Erwartungen schüren, das Muss-ich-haben wecken. Gerne wird in die Vergleichskiste gegriffen, wenn es darum geht, den Inhalt eines Buches anzupreisen. Obwohl diese Taktik gang und gäbe und mir durchaus bekannt ist, ließ auch ich mich zu gewissen Erwartungen verführen und freute mich sehr auf eine Novität des Frühjahres 2016, für die die Werbetrommel heftig gerührt und tief in die Vergleichskiste gegriffen wurde. Die Hauptfigur des Romans: ein verrückt gewordener Pfau, der ohne erkenntlichen Grund äußerst aggressiv auf metallisch blau glänzende Gegenstände reagiert.
Der Ort der Handlung: ein ehemaliger Landsitz in Schottland, wegen der nicht geringen Erhaltungskosten umgebaut zum Hotel. Charmant, nicht ganz so komfortabel wie gewünscht, aber mit Atmosphäre und genügend Personal um einem Roman Leben und Tempo wie in der von mir geliebten Serie The Fawlty-Towers einhauchen zu können. Soweit die Werbetrommel …
Eine Leseprobe bestätigt den Eindruck des etwas schrägen und deshalb doch wohl amüsanten Settings. Gäste werden erwartet – ihres Zeichens Banker, die eine ungeliebte Teambuilding-Maßnahme auf dem Landsitz über sich ergehen lassen müssen. Schon vor der Ankunft kommt es zu einigen Komplikationen, die aufgrund der Verrücktheit des Pfaus und des metalic-blau farbenen Autos eines der Gäste nichts Gutes ahnen lassen …
Anfänglich noch ganz munter, fährt das Handlungstempo gewaltig zurück. Indirekte Rede und der Hang Isabel Bogdans, das was sie erzählen möchte nicht zu zeigen, sondern detailgetreu zu beschreiben, wirken leider ermüdend und in keinster Weise subtil – wie vom Verlag versprochen. Sprachlich ist da nichts einzuwenden. Konzeptionell jedoch versteckt sich die so angepriesene Komik leider genauso hartnäckig wie der Pfau, von dem ich am Ende gar nicht mehr wissen möchte, weshalb er verrückt spielte und was mit ihm tatsächlich passiert. Zu ärgerlich empfinde ich den Drang, alles genau erklärt zu bekommen.
Vielleicht ist es eine gewisse Eitelkeit meinerseits, die mir das Buch verleidet. Aber etwas Freiraum in der Lektüre wäre schön gewesen. Doch davon spürt man hier nichts. Da hilft auch die wirklich schön gestaltete Aufmachung nicht. Zu langatmig, zu erklärend, zu slapstickartige, gezwungen wirkende Situationen machten mir die Lektüre nicht zu einem Vergnügen, was alles noch nicht so schlimm gewesen wäre, hätte ich mir nicht aufgrund schon im Vorfeld eine Erwartungshaltung zu eigen gemacht, die durch die Vertriebs- und Marketingmaschinerie gewollt provoziert wurde.
Einige Leser sehen das anders, finden diesen Roman witzig und unterhaltsam. Dem kann ich leider weder zustimmen noch kann ich es nachvollziehen. Sie müssen ein anderes Buch gelesen haben als ich.
Was ich mir aus dieser Leseerfahrung heraus aber sicher merken werde ist: Wer mit Kult wirbt, muss Kult auch können. Und unter Subtilität scheint jeder etwas anderes zu verstehen.
Buchdetails
- Aktuelle Ausgabe : 18. Februar 2016
- Verlag : Kiepenheuer & Witsch
- ISBN: 978-3-462-04800-1
- Gebunden: 247 Seiten
habs grad gelesen und stimme Dir völlig zu. Ich fand die indirekte Rede auch furchtbar, am Anfang bereitete sie mir nur ein bisschen Unbehagen, aber auf Seite 140, als jeder der Teambuidingseminarteilnehmer ein Resumeé des Tages ziehen musste, war das Vermeiden von Dialogen und dirketer Rede einfach nur noch mühsam. Das Drumherumgeschreibe eskalierte total. Da schwimmen wir mal wieder gemeinsam geben dien Strom der Begeisterten 😀
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auf gar keinen Fall 😉
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In den Bücherschrank – ist das sowas wie ein Giftschrank??? 😉
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Hab schon soviel über das Buch gelesen, das wird wohl auch in meinen Bücherschrank wandern 🙂
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