Marion und Art Fowler, ein mittelaltes Mittelschichts-Ehepaar, amerikanisch statistischer Durchschnitt, abgesehen von ein paar persönlichen Eigenheiten, begeben sich auf eine Reise in ihre Vergangenheit. Auf der Suche nach Zukunft, so Arts trotz Verzweiflung optimistische Sichtweise, und dem Abschied vom Gewohnten gen ungewissem Neuanfang, aus Marions Sicht.
Finanziell ruiniert, glücklicherweise sind die Kinder schon selbstständig, buchen sie eine Pauschalreise per Bus auf den Spuren ihrer damaligen Hochzeitsreise. Für 249 $ ein Wochenende in Kanada, bei den Niagarafällen.
Im Gepäck: geschmuggeltes Geld welches ihnen eigentlich schon nicht mehr gehört, einen längst vergangenen sexuellen Fehltritt Arts, für den er immer wieder büßen muss, eine gescheiterte, uneingestandene lesbische Liebesbeziehung Marions und viele Jahre gemeinsam verbrachten Lebens.
Stewart O ‚ Nan hat mich mit Die Chance bereits ab der ersten Seite eingefangen, das begann mit den Kapitelüberschriften zu Wahrscheinlichkeiten und seinem feinen unaufdringlichen Humor. Sein warmherziger Stil, die Gedanken der Charaktere zu beschreiben, was ihm bei beiden Geschlechtern detailliert und feinsinnig gelungen ist, entfaltet einen ganz eigenen Sog, der einen tief in die Beziehung und die Emotionen dieser beiden Menschen eindringen lässt, ohne sich unangenehm voyeuristisch zu fühlen.
Er lässt einen die Liebe, die trotz aller Verletzungen bei diesem Paar noch vorhanden ist, spüren. Sie ist nach all diesen Jahren fad, alltäglich, abgewetzt und speckig, aber sie ist vorhanden. Ein Hoffnungsschimmer in taubengrau.
„Bald würden sie sich wieder in die Kälte hinauswagen und den langen Marsch zurück nach Kanada antreten müssen, doch im Augenblick war es, wenn auch nur vorübergehend, glücklich im Hier und Jetzt.“
Dieser Schimmer trägt die Handlung, weiter und weiter, einem Ende zu, von welchem man so sehr hofft es möge glücklich sein.
Die Geschichte des Lebens dieser beiden packt einen, lässt einen nicht los, und man wünscht sich, entgegen der Realität, so sehr, dass die Liebe ausreicht für ein wenig Glück. Hofft auf die minimale Chance ……………
Klare Leseempfehlung für einen leisen, unaufgeregten, nachdenklich machenden, feinen, kleinen Roman um die substanziellen Wichtigkeiten des Lebens. Eine griechische Tragödie in amerikanische Verhältnisse transportiert, weniger Pathos, mehr Burger King, doch ebenso existenziell dramatisch. Mit eigenem Soundtrack:
Heart – Ann & Nancy Wilson
Buchdetails
- Aktuelle Ausgabe : 18.07.2014
- Verlag : Rowohlt Verlag
- ISBN: 978-3-498-05042-9
- Gebunden: 224 Seiten