Kein Schüler kommt durch seine Schulkarriere, ohne nicht wenigstens einmal über Gregor Mendel zu stolpern. Erinnert Ihr Euch? Erbsen? Vererbungslehre?
Mendel war Wissenschaftler und Mönch im Augustinerkloster in Brünn, wo er sich unter anderem hingebungsvoll um den Klostergarten kümmerte. Mendel war sehr wissbegierig und wollte herausfinden, was passiert, wenn man unterschiedliche Arten einer Pflanzenfamilie miteinander kreuzt, also beispielsweise die violett blühende Erbsenpflanze mit der weiß blühenden. Dabei stellte er fest, dass alle Nachkommen der ersten Generation nur ein Merkmal aufwiesen, also z. B. nur violette Blüten. Kreuzte er nun Pflanzen dieser Generation erneut miteinander, so trat in der zweiten Tochtergeneration das verschwundene Merkmal (weiße Blüten) wieder auf. Dominante und rezessive Eigenschaften …
Auf Basis seiner Untersuchungen stellte Mendel drei Vererbungsregeln auf. Sie wurden nach ihm Mendelsche Gesetze genannt.
All seine Beobachtungen und Forschungsergebnisse hat Mendel der wissenschaftlichen Welt und später in einem 40-seitigen Vortrag in Brünn vor einem illustren Grüppchen, in etwa die Größe wie hier heute Abend, präsentiert, stieß aber auf komplettes Unverständnis. Die meisten versuchten aktiv, nicht einzuschlafen bei dem kleinteiligen Vortrag und am Ende stellte keiner eine Frage, was in diesen Kreisen ein hartes Urteil darstellte …
Er soll selbst einmal gesagt haben „Meine Zeit wird noch kommen“ – in guten Momenten war Mendel also durchaus positiv gestimmt, dennoch klingt das resilienter, als er wohl wirklich war. Zumindest skizziert diese kleine Novelle einen anderen Mendel. Wir befinden uns im Jahr 1883, also im Jahr vor seinem Tod. Mendel sitzt im Zug von Wien, zurück ins Kloster nach Brünn. Er ist alt, krank, extrem fettleibig. Die Ärzte raten ihm deshalb, zu rauchen und so ruiniert sich der arme Mönch unwissentlich auch noch die Lunge. In Wien wollte er in seiner Funktion als Abt etwas Politisches klären, seine Mission war aber erfolglos und so ist der alte Herr in melancholischer Stimmung.
Er lässt Momente seines Lebens Revue passieren, versinkt dabei immer wieder ein wenig im Selbstmitleid – dabei erfahren wir in kleinen Anekdoten auf sehr unterhaltsame Weise viel über seinen Werdegang. Über den kleinen Jungen, der mit zwei Schwestern auf dem Bauernhof der Eltern aufwuchs, dessen ältere Schwester auf ihr Erbe verzichtete, um ihm das Studium zu ermöglichen, weswegen er ihr Zeit seines Lebens auch sehr verbunden war. Wir erfahren, dass er Chancen bekam, diese zum Teil auch wirklich in den Sand setzte. Aber gar so vom Scheitern überschattet, wie er das in seinem Trübsinn im Zug sich selbst weismachen will, war sein Leben nicht, so bekam er auch von Kaiser Franz Joseph „in Anerkennung seines verdienstlichen und patriotischen Wirkens“ einen Orden und auch im Kloster ist er lange Zeit als Abt sehr, sehr geschätzt. Die größte wissenschaftliche Anerkennung erfährt er allerdings in der Tat erst posthum, nur wenige Jahre nach seinem Tod.
Dieses Büchlein ist ein kleiner Ausflug, eine kurzweilige Lektüre, die niveauvoll Wissen vermittelt über den wohl berühmtesten Erbsenzähler der Welt.
Für wen? Das Buch eignet sich hervorragend als Geschenk für den Schwiegerpapa, der gerne mit Detailwissen brilliert, für die Großmutter, die schöne Sprache und niveauvolle Unterhaltung mag oder einfach für Menschen, deren Interessen man gar nicht so genau kennt, denen man aber eine Freude machen möchte.
Erschienen ist es zudem im kleinen, unabhängigen Hamburger Verlag edition nautilus, der gerade 50jähriges Jubiläum feiert und jede Unterstützung brauchen kann, um zu überleben! Wer dieses Buch kauft, tut also in jeder Hinsicht etwas Gutes!
Gregor Mendel begegnet dem Schicksal von Franz-Maria Sonner ist im September 2024 bei edition nautilus erschienen. Für mehr Info zum Buch per Doppelklick auf das im Beitrag abgebildete Cover oder auf der Verlagsseite.

