Den Zwängen ein echtes Schnippchen geschlagen

Raynor Winn’s Debutroman „Der Salzpfad“ ist als ein unschätzbares Juwel zu bezeichnen.

Authentisch, inspirierend, mitreißend, Mut gebend und dabei noch unterhaltsam Sein fällt mir spontan zu diesem Werk ein.

Die mit dem Salzpfad einhergehenden Einschnitte in das Leben der zukünftigen Autorin und ihrem Gatten ergeben für mich eine einmalige Schablone, die nur dann zu Tage treten kann, wenn Menschen aus ihrem gewohnten Sicherheitsnetz getreten werden und sich mit einer handvoll Besitztümer auf der Straße wiederfinden, der bloßen und ungeschützten Existenz übereignet.

Kurz vor diesem alles verändernden Ereignis besorgen sich Raynor und Moth noch rasch günstig das Notwendigste an Ausrüstung und begeben sich auf den „South West Coast Path“, einem rund 1000 km langen Wanderweg an der Südwestküste Englands, der es wirklich in sich hat.

Allein aus schierer Verzweiflung geboren, entpuppt sich dieses eigentlich unmögliche Wandervorhaben als die beste Entscheidung, die sie nur treffen konnten.

Was passiert, wenn man sich abgesehen von einem mickrigen wöchentlichen Sozialhilfescheck, auf sich selbst und den guten Willen des Universums zurückgeworfen sieht? Wenn man sich den Elementen aussetzt? Einem Leben draußen auf dem Weg?

Wunder über Wunder und jede Menge Befremdliches.

Beide entfernen sich auf ihre ureigenste Weise und in ihrem jeweiligen Tempo von den Geflogenheiten der Zivilisation und kommen mehr bei sich selbst und der Natur mit ihren vielschichtigen Seiten an. Mit fortschreitenden Strapazen, Selbstvorwürfen, Schmerzen, Zweifeln und Entbehrungen pro Kilometer gelangen sie zu einem anderen Lebensverständnis und die gemeinsame Zeit und das Sein wird zum höchsten Gut.

Moth ist krank und wohl jeder Arzt hätte bei der Aussicht auf ihr Vorhaben und ihre neue Lebenssituation die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen, die Behandlung aus einem fadenscheinigen Grund abgebrochen und beide aus der Praxis hinaus komplementiert. Vielleicht noch mit dem Hinweis, sich bitte nie wieder blicken zu lassen.

Und sie hätten sich alle getäuscht.

Dieses Werk ist Balsam, Hoffnung und Wegbegleiter. Und selbstverständlich erhält „Der Salzpfad“ von Raynor Winn mit Pauken und Trompeten seinen Einzug in meine Meeres – und Küstenbibliothek, die nun um so viel reicher ist.

Wie gerne würde ich heute noch beiden ganz entspannt in meinem Tempo folgen wollen. – Und ebenso wie sie mit nur einem Buch.

 

Geruede, ehrlich angefixt

Der Salzpfad von Raynor Winn ist als Taschenbuch bei Goldmann erhältlich. Für mehr Information zum Buch durch Doppelklick auf das im Beitrag abgebildete Cover oder auf der Verlagsseite.

4 Gedanken zu “Den Zwängen ein echtes Schnippchen geschlagen

  1. Das Buch hat mich ebenfalls komplett begeistert. Auch die Fortsetzungen sind genauso lesenswert. Dort erfährt man auch, wie Raynor Winn zum Schreiben kam. Danach war ich noch mehr beeindruckt.

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