Traut sich fast nix, der neue Asterix

Der neue Band der Asterix Reihe ist definitiv besser als das letzte Heft: Die Tochter des Vercingetorix und einiges, was ich mir damals gewünscht habe, ist nun auch endlich tatsächlich implementiert worden. Aus diesem Grund liefert dieser Band definitiv einiges an Potenzial, das aber gleich wieder verschenkt wird, denn aktuellere gesellschaftliche Entwicklungen, die in vorliegendem Setting eigentlich auf der Hand liegen würden, sind viel zu zahm oder gar nicht in den Plot eingewoben worden.

Der römische Populist Visus Versus, der rhetorisch sehr begabt ist und wie schon der Name sagt, jedem das Wort im Mund umdrehen kann, wird von Julius Cäsar in das gallische Dorf gesendet, um eine Zersetzung der Wehrhaftigkeit von innen anzustoßen. Mit viel Geld und seinem einzigartigen Talent ausgestattet, kann er natürlich auch einiges ausrichten. Zuerst bringt er den Fischhändler Verleihnix dazu, frische Fische aus dem lokalen Fluss anzubieten und sich nicht mehr mit dem Schmied Automatix zu streiten, weiters animiert er die Dorfgemeinschaft gesünder zu leben, also frischen Fisch zu essen und somit den lokalen Händler Verleihnix zu fördern. Somit werden auch keine Wildschweine mehr gejagt, was Obelix völlig aus der Fassung bringt. Dann überzeugt er auch noch die in der Garnison stationierten Römer, dass sie sich gerne verprügeln lassen sollen, denn die Haue aus dem gallischen Dorf sind ohnehin unvermeidbar, also warum sollte man dann nicht fröhlicher dabei sein und das Leben genießen. Aus der verzweifelten Sicht der Soldaten eine durchaus logische Lebenseinstellung. Somit macht der Lieblingssport von Asterix und Obelix auch keine Freude mehr, denn die Opfer wehren sich nicht, klagen auch nicht, im Gegenteil, sie sind einfach viel zu höflich.

Zuletzt überredet VisusVersus auch noch die Frau des Häuptlings Gutemine, mit ihm Lutetia zu besuchen. Aus diesem Grund machen sich Asterix, Obelix und der verlassene Ehemann Majastix auf nach Lutetia, um Gutemine nach Hause zu holen und versuchen anschließend den Status Quo im Dorf inklusive Wehrhaftigkeit, Gewalt und Wildschweinverzehr wiederherzustellen.

Warum mir das Ganze zu zahm ist, kann ich auch schnell erklären. Ein paar aktuelle Bezüge sind zwar eingebaut, aber so dezent – oder soll ich sagen feige und hintergründig nur angedeutet, dass es einfach viel zu langweilig ist. Vor Lutetia gibt es beispielsweise einen Stau, aber dass hier Klimakleber, am Werk sind, musste mir erst meine Twitter Freundin und Asterix Fan Daniela Kickl zeigen, denn nur in einer einzigen kleinen Sprechblase ganz rechts oben wird das erwähnt, anstatt dass die klebenden Jugendlichen klar im Bild gezeichnet werden. So gibt es in einer lutetischen Schänke natürlich auch veganes Essen, das Obelix völlig aus dem Konzept bringt, moderne Kunst, einen kleinen Seitenhieb auf die Deutsche Bahn, ein paar recht harmlos demonstrierende Aktivisten am Bildrand, Tretrollerverleih und ein paar andere Sachen.

Was fehlt und was auf der Hand läge, wäre tatsächlich eine augenzwinkernde und viel intensivere Auseinandersetzung mit der Woken Kultur, mit den Klimaklebern, und bedauerlicherweise wurde auch kein einziger Mann von VisusVersus zur Frau erklärt. Das ist meiner Meinung nach leider sehr feig, denn die Geschichte wäre aufgelegt gewesen und ich traue mich auch noch zu mutmaßen, das Originalautorenduo von Asterix hätte sich so etwas sicher getraut. In Anbetracht der Tatsache, dass der Band diesmal auch ausnahmsweise sehr dünn ist, könnte es auch sein, dass diese Szenen der Eigenzensur zum Opfer gefallen sind. Ewig schade.

Fazit: Ein nicht ganz schlechter Asterix, der endlich aktuelle Themen aufgreift, der sich aber nicht getraut hat, wirklich subversiven Humor einzusetzen, um sich mit den derzeitigen gesellschaftlichen Problemen und Diskursthemen auseinanderzusetzen. Jetzt trauere ich tatsächlich wieder den Originalautoren nach, die viel direkter, bissiger und mutiger waren.

Asterix Band 40: Die weiße Iris von Fabcaro (Text) und Didier Conrad (Illustationen) ist im Egmont Verlag als Hardcover erschienen. Nähere Infos zum Buch über einen Klick auf das Cover im Beitrag oder auf der Verlagsseite.

 

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