Inselbücher für schwierige Zeiten

Bild von Daiusz Sankowski auf Pixabay

Die Frage nach dem Inselbuch – ihr habt sie euch sicher schon manchmal gestellt. Ich habe immer keck geantwortet: Alles von Fitzgerald. Und das ist nicht gelogen, ich kann mich halt nur nicht entscheiden. Was aber, wenn ich mich tatsächlich entscheiden muss= Diese und ähnliche Gedanken schwirren mir schon seit längerem durch den Kopf. Ausgelöst sicherlich durch die ganzen Katastrophen, die viele Menschen im Moment direkt erleiden und die uns per Twitter, Instagram, Facebook oder ganz „altmodisch“ über die Nachrichten in unsere Leben gespült werden. Also was wäre das wirklich EINE Buch, das ich mitnehmen würde, müsste ich mich darauf vorbereiten, das was ich als Heim betrachte, mit leichtem Gepäck zu verlassen? Klar, ich könnte mir einen e-Reader zulegen und eine ganze Bibliothek darauf laden, aber was, wenn ich keine Möglichkeit hätte, diesen mit Strom zu versorgen? Da bin ich pragmatisch und auch ein bisschen altmodisch, ich vertraue auf das Medium, das es schon so lange gibt: das Buch in der Hand ist mir lieber als eine virtuelle Bibliothek in der Cloud.

Bei der Überlegung, welches Buch ich tatsächlich unverzichtbar für mich empfinde, stieß ich immer wieder auf verschiedene Szenarien, die mich im Grunde darauf zurück kommen ließen, ob ich komplett ohne Bücher leben könnte. Selbst eine Marie Kondo scheint mittlerweile begriffen zu haben, dass ihr früheres Verdikt über große Ansammlungen von Büchern im eigenen Leben, nicht haltbar ist. Allerdings frage ich mich immer wieder, ist es nicht in Zeiten wie unseren völlig nebensächlich, für andere, was ich lese und was ich darüber denke? Doch dann schleicht sich immer wieder dieses Bild des Lagerfeuers in meine Gedanken, das uns nicht nur wegen des Feuers wärmt und zusammenbringt, sondern wegen der Geschichten, die wir so nötig haben.

Meine Zeit ist im Moment sehr eingeschränkt für das Lesen frei und ich bin dankbar dafür, dass ich mich in Ruhe, in einem stabilen Umfeld mit einem festen Dach über dem Kopf befinden darf und zumindest die Möglichkeit habe, mir etwas Zeit zu nehmen. Denn das muss man, sich die Zeit nehmen – von selbst hat man sie nie, egal für was auch immer.

In Syrien und der Türkei passiert gerade Schreckliches. Klar, Erdbeben sind eine Naturgewalt, aber Statik und das Bauen sicherer Häuser in gefährdeten Gebieten sind keine neuen Errungenschaften. Doch wo Minderheiten oder arme Menschen leben, die sich nicht groß wehren können, da wird oft an allem gespart und die bereitgestellten Gelder wandern in die Taschen von korrupten Menschen. Und offensichtlich interessiert das die dortigen Regierungen nicht. Die Menschen, die im Moment sehr leiden, interessieren nur insoweit, dass sie sich nicht beschweren sollen – ich habe gelesen, in der Türkei wurde angedroht, dass Listen geführt würden. Listen, die Menschen, die gegen diese Ungerechtigkeiten, die Korruption und die Missstände aufbegehren wollen, Für spätere Verfolgung auflisten sollen.

All das lässt mich fassungslos zurück und so ist dieser Post, der im Grunde vor allem mein Inselbuch vorstellen sollte, zu etwas ganz anderem geworden. Der Post über den Großen Gatsby wurde damit mal wieder erfolgreich hinausgezögert – ich gebe es zu, ich habe einen Heidenrespekt davor, über diese Buch zu schreiben – und ihr habt vielleicht nicht das zu lesen bekommen, was ihr erwartet hattet. Falls dem so ist, entschuldige ich mich dafür. Falls ich bis jetzt durchgehalten habt, möchte ich mich bedanken. Und falls es euch so geht wie mir, dass ihr gerne etwas tun möchtet und keine Scheu habt davor, noch mehr Bücher in euer Haus zu holen, möchte ich die Aktion vom Elif Verlag nicht verschweigen, der den Ertrag der derzeit eingehenden Bestellungen spendet.

Zu guter Letzt noch eine kurze Ankündigung, die ich meinen Mitstreiterinnen hier noch gar nicht unterbreitet habe, aber ich bin sicher, dass sie meine Idee nicht allzu schlecht finden werden: Es wird eine neue Rubrik auf diesem Blog geben, unter der wir unsere Inselbücher versammeln werden – so dass ihr leichter etwas ganz Besonderes finden könnt, wenn ihr mögt. Vielleicht erzählt ihr uns auch von euren Inselbüchern? Das wäre schön.

Lasst es euch gut gehen, eure Bri

9 Gedanken zu “Inselbücher für schwierige Zeiten

  1. Puh, das ist tatsächlich eine jener Fragen, vor der ich mich immer gedrückt habe, überhaupt über sie nachzudenken, geschweige denn, sie beantworten zu können. Da ich ja normalerweise nur bei book2movierezensionen jemals ein Buch zweimal gelesen habe. Meine Meinung war immer, es gibt so viel Neues zu endecken, dass ich gar nicht nachkomme, da will ich nicht meine spärliche Zeit mit Wiederholungen verschwenden. Auch wollte ich mir manche guten Leseeindrücke der Jugend nicht verderben. Bin vor 2 Jahren durch die Rezensionen von anderen in einer Lesegruppe, die nun alle um die 50 sind, draufgekommen, dass Hermann Hesse zum Beispeil sehr schlecht altert, wenn man über die Sturm und Drangzeit der Jugend hinausgewachsen ist. Fast alle (ich hab da ja nicht mitgemacht) haben sich ihre guten Erinnerungen zerstört.

    Aber ich glaube, seit 2 Jahren habe ich dennoch erstmals eine Idee, was ich auf die Insel mitnehme, sofern es ein dickes Gesamtwerk ist, dass es tatsächlich auch in Buchform veröffentlicht gibt. Denn ich habe mit Begeisterung ein paar Bücher nochmals gelesen im Kontext des Gesamtwerks von ein paar ausgewählten Autoren. Ich verrate noch nicht, was es ist, lasst Euch überraschen. Eines kann ich aber schon sagen: Marcel Reich Ranicki mochte es sehr.

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  2. Ich lese
    seit meiner Kindheit
    aus dem Drama
    der Seele selbst

    da wo ich
    nicht der Autor bin

    eine Nebenrolle
    zu spielen habe

    zu flüchtigen Ereignissen
    innerhalb
    eines größeren Geschehens

    in narrativer Einheit
    innerhalb ihres größeren
    dramatischen Werks

    durch den Traum
    der für mich
    zur täglichem
    Einsichtnahme
    bestimmt ist

    Gefällt 1 Person

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