Das letzte Kind trägt Fell

Ja, es ist, wie es ist – das Klischee wird vielerorts, und so auch bei uns, bedient – wenn die Kinder ein gewisses Alter haben, kommt oft noch ein Tier ins Haus. Meist ist es, auch wie bei uns, ein Hund.

Manchmal nervt es, die täglichen Hunderunden unter den Familienmitgliedern aufzuteilen, sich, egal bei welchem Wetter, nach draußen zu begeben und sich den immer wiederkehrenden Themen zu stellen, die sich da so ergeben, wenn man das Tier durch die Gegend navigiert: Anleinen, ableinen, um sich schauen, aufpassen, dass keine Turboradfahrer das plüschige Tier umnieten, umsichtig sein, schnell sein, auf der Hut sein. Man will ja auch nicht, dass irgendwer vom eigenen Tier belästigt wird.

Wer einen Hund hat, ist plötzlich im Zentrum der allgemeinen Aufmerksamkeit und jeder fühlt sich bemüßigt, Kommentare abzugeben. „Warum lassen Sie das arme Tier denn nicht frei laufen im Wald?“ – „Ähm, Leinenpflicht. Gucken Sie mal da, das Schild.“ Auf der Hundefreilauffläche dann: „Können Sie den bitte anleinen?“ – „Ähm, warum? Hier ist ne Freilauffläche und mein Hund hüpft nur über die Wiese und will gar nicht zu Ihnen.“ – „Mein Hund ist aber angeleint und das ist doof für ihn.“

Ja, ja man hat schon viele neue Möglichkeiten, sich im sozialen Umgang (und vor allem in Geduld) mit anderen zu üben, wenn man Hunderunden dreht. Aber zum Glück ist das ja nur die eine Seite, die andere hat mit unendlicher Freude zu tun, mit einem überquillenden Herzen, wenn das Tierchen glücklich seufzend zu einer Schnecke zusammengerollt auf seiner Decke liegt und die Äuglein schließt, um seelig hinwegzudämmern, weil es sich so wohl fühlt. Sie zeigt uns, wie wundervoll es ist, ein Lebewesen bei sich zu haben, das äußerst selbstlos und sehr, sehr liebevoll ist.

All diese herrlichen Momente, die schönen, wie auch die nervigen, die lustigen, wie die unangenehmen werden in dem hübschen, vor mir liegenden Gedichtbändchen „Sitz!“ zusammengestellt und dort von treffenden und künstlerisch wertvollen Illustrationen aus der Feder von Claudia Schmid begleitet. Texte und Zeichnungen gehen eine perfekte Symbiose ein.

Dem Hundehalter ist ja nichts peinlich, er muss schließlich auch die Hinterlassenschaften des geliebten Vierbeiners wegschaffen – und so gibt es hier auch so unterhaltsame Gedichte wie „Ein Hund namens Dünnpfiff“, „Es geht mir gut“, „Sag’s mir nicht“ oder „Mein Hund geht nicht auf Toilette“. 😉

Ich gebe zu, das trifft nicht bei jedem ins Schwarze, bei mir aber (im wahrsten Sinne des Wortes) des Pudels Kern. Als Hundebesitzer lacht man sich scheckig, ob mancher feinsinnig beobachteten Unsitte des Hundes, mancher misslichen Situation, aber auch ob mancher leisen Kritik am unorganisierten Besitzer. Rührend sind viele Beobachtungen, die in Gedicht- und Bildform gegossen sind – ein wirklich schönes Geschenkbuch für Hundemenschen.

Besonders zu Herzen gehend sind die Zeichnungen, die oft schon ohne Text genau herausarbeiten, um was es geht. Die Texte tragen schöne Gedanken in sich, sind jedoch vom Versmaß her oft ein wenig holprig und ich habe mich unweigerlich gefragt, ob die Texte im Original charmanter klingen. Der minimale Rechercheaufwand bringt ans Licht, dass den englischen Versen tatsächlich mehr Sprachwitz innewohnt – dies liegt sicherlich an der Tatsache, dass die englische Sprache so viele Sachverhalte extrem punktgenau und dennoch knackig ausdrücken kann, wofür wir im Deutschen verschachtelte Satzkonstruktionen brauchen.

Wer also Spaß an englischen Gedichten hat, hole sich das Büchlein im Original („Sit!“), allen anderen poetischen Hundehaltern sei dieses Büchlein aber auch auf Deutsch ans Herz gelegt, denn es bezaubert alles in allem mit 3 bis 4 von 5 Sternen 😉

Sitz!“ von Claudia Schmid und Matt Harvey ist im September 2021 im Mosaik Verlag als Hardcover erschienen. Informationen zum Titel und dem Verlag durch einen Doppelklick auf das Buchcover oder den Verlagsnamen.

7 Gedanken zu “Das letzte Kind trägt Fell

  1. Ahhh herrlich, bin ja verhinderte Hundehalterin weil der Mann mit Hund nicht kann, zumindest behauptet er das, und dann drücke ich mich vor der vielen Arbeit und mir läuft die Zeit davon, denn wenn Sohn Nr. 2 auch noch aus dem Haus ist, zumindest unter der Woche kann man es keinem Welpen zumuten 7 Stunden zu warten bis jemand Zeit für ihn hat. Dachte schon jetzt hätte ich die ultimative mom Geschenkidee bis zu den holprigen Versen. Schade, mir werde ich es im Original anschaffen. Merci

    Gefällt 1 Person

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..