American war of life

„Seit den frühesten Tagen der Republik sind wir gespalten zwischen denen, die Demokratie für eine Regierungsform halten, die dem Einzelnen die Freiheit gewährt nur an sich zudenken, und denen, die glauben, dass wir in einer Gemeinschaft leben und füreinander verantwortlich sind,dass die uns von der Demokratie geschenkte Freiheit die Verpflichtung mit sich bringt, denen zu helfen die zu schach oder zu krank oder zu arm sind um sich selbst helfen zu können – ein Jahrhunderte währender Konflikt zwischen den Interessen des Gemeinwohls und dem Bedürfnis, die Rechte und Freiheiten des Einzelnen zu schützen.“

Paul Austers Stimme fehlt in den USA, das ist mir nach seinem Essay Bloodbath Nation noch bewusster geworden.

2023 erschien dieser mit beklemmenden Photographien verlassener Schauplätze ausgestattete Essay zur allgegenwärtigen Waffengewalt in den USA.

Weshalb diesem furchtbaren Overkill keine Grenzen gesetzt werden bleibt auch nach der Lektüre unverständlich. Ein Mehrheit des amerikanischen Volkes wünscht das. Doch gegen Politik und Lobbyisten kommen sie nicht an.

40 000 Menschen kommen durch Schusswaffengebrauch in den USA jedes Jahr zu Tode.

Unter der neuen Oligarchen- und Kleptokratendiktatur prognostiziere ich werden es mehr werden. 

Amerika war seit meiner Kindheit für mich ein leuchtendes Land. Diese Weite, diese Landschaften der American Way of Life, die großartigen SchriftstellerInnen, die Filme, die Musik besonders der Blues, das Raumfahrtprogramm, die Freiheit, die oberflächliche Freundlichkeit (ich sehe es immer noch so, lieber oberflächlich freundlich als von vorneherein unfreundlich). Lange Zeit gab es für mich wenig kritische Blicke auf die Schattenseiten. Das kam erst später. Mittlerweile bin ich völlig fassungslos wie verkommen dieses Land geworden ist. Wie sehr es die Interessen der meisten Menschen dort völlig ignoriert und wie dumm die Hälfte der dortigen Bevölkerung ist. Paul Austers Sicht woher diese Waffengeilheit kommt; er verortet sie in der immer noch nicht aufgearbeiteten Unterdrückung der schwarzen Bevölkerung der ehemaligen Sklaven und noch weiter zurück im Genozid an den amerikanischen Ureinwohnern. Beides hat bis heute überdauert.

Die Freiheit Waffen besitzen und tragen zu dürfen und der sogenannte „freedom of speech“ wie die jetzige Regierung sie fordert, nämlich uneingeschränkt hate speech und Lügen rauszuschleudern zur Profitmehrung einiger weniger Techgiganten und völligen Täuschung, Irreführung und Manipulation der Bevölkerung um die Macht und das Geld zu behalten, all das zusammen ist ein weiterer Warnhinweis für alle aufrechten DemokratInnen sich mit Schaudern und Verve von diesem Land abzuwenden. Und nicht, wie all die Jahre davor, zu übernehmen was aus den USA kommt. Wir wollen das nicht.

Es gab Zeiten in denen das Waffentragen staatlich eingeschränkt wurde, sogar im sogenannten wilden Westen. Doch Auster sieht keine Möglichkeit Amerika zu entwaffnen. Ein wenig ist es wie in Deutschland mit der unsäglichen Debatte um ein Speedlimit. Es gäbe nur Vorteile aber Lobbyisten und Politiker machen gemeinsame Sache.

Solange sich das nicht ändert und es sieht momentan weder hier noch dort danach aus werden weiterhin viele Menschen unnötig sterben, wird unfassbares Leid über Familien und Freunde gebracht werden und das Klima in jeglicher Hinsicht weiter vergiftet. Die Photos von Spencer Ostrandern schildern dieses Grauen stumm aber eindrücklich. Weder ist diese Lektüre schön noch bietet sie eine Lösung, doch lohnend ist Austers Essay allemal.

Bloodbath Nation von Paul Auster ist im Januar 2025 bei Rowohlt erschienen. Weitere Informationen bei Klick auf das Cover oder auf der Verlagsseite.

5 Gedanken zu “American war of life

  1. Dabei ist es eindeutig das: Faschismus. Und ich wiederhole gebetmühlenartig: Lest Arendt!! Da steht alles minutiös analysiert. Ich würde das als Pflichtlektüre für angehende Politiker:innen einführen.

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