Munk

„Sie hatten noch vierzig Minuten zu fahren und die verbrachte Claudia damit, bei ihrem Munk wieder einmal ihren Kinderwunsch zu hinterlegen. Sie wollte drei. Er wollte keines.“

Claudia ist eine von dreizehn Frauen, die Stararchitekt Munk in der Rekonvaleszenzphase nach seinem Herzinfarkt mit relativ jungen einundfünfzig Jahren Revue passieren lässt. Es gab keine auffälligen medizinischen Besonderheiten, außer dass der Gute Pech mit Frauen hat. Oder sie mit ihm? Egal, in diesem Buch ist es fast ausschließlich seine Sichtweise die geschildert wird. Dreizehn gescheiterte Beziehungen in verschiedenen Lebensphasen. Im Rahmen einer Art Psychotherapie die in seinem Luxuserholungsresort angeboten wird.  

Als Leserin dachte ich mir recht bald, was für ein uninteressanter, empathieloser, beziehungsunfähiger Trottel der gute Munk ist, wobei er, gegen Ende des Romans ein wenig sympathischer wirkt, ich aber nicht einschätzen kann ob aus Erleichterung des baldigen Endes wegen oder ob er tatsächlich hinzugewonnen hat.

Ich schätze Jan Weiler für seine Kühn Krimis außerordentlich. Er kann unterhaltsam, niveauvoll und amüsant schreiben. Auch Munk ist sprachlich erfreulich gut erzählt. Ab und an richtiggehend witzig, wenn er kurzzeitig gesellschaftskritisch seine steinreichen Mitrekonvaleszenten beobachtet oder in Dialog mit ihnen tritt. Mein Problem war, dass mich seine gesamten Beziehungsgeschichten nicht die Bohne interessierten. Keine der Frauen kam mir nahe, sie blieben flach und austauschbar. Es gab Momente, da dachte ich, so blöd kann ein intelligenter Mensch nicht sein, wie zum Beispiel in obigem, diesen Text einleitenden Zitat. Dass hier zusammen ist was nicht zusammenpasst liegt offen da. Weilers Munk erinnert mich fade an ein vor langer Zeit gelesenes Buch: Der Tod des Märchenprinzen von Svende Merian. Damals der Hype. Das Private ist politisch, Emanzipationsliteratur. Daraus konnten junge Frauen noch etwas lernen, auch wenn es nur war Privates auch privat zu analysieren. Es ist sicher ein Gewinn für jede/n von uns gescheiterte Beziehungen im nachhinein noch einmal eingehend zu untersuchen. Woran lag es, was kann man beim nächsten Mal vermeiden, verbessern, doch als Plot für einen ganzen Roman in dem ein mittelalter Mann sein aus seiner Sicht gescheitertes Leben betrachtet und die fehlende Liebe darin als ausschlaggebend für sein brechendes Herz steht sehe ich keinen Gewinn für die Leserinnen. Ob „Munk“ aus männlicher Sicht gelesen zu gefallen weiß, gar hilfreich ist würde mich sehr interessieren. Ich fand diese Abhandlung verschiedenster Frauentypen ermüdend und öde. Am Ende dachte ich es gäbe noch etwas Witz zum Abschluss, aber auch da blieb es mir zu platt und flach. Schade.

Munk von Jan Weiler ist im September 2024 als Hardcover bei Heyne erschienen. Weitere Informationen bei Klick auf das Cover oder auf der Verlagsseite.

 

2 Gedanken zu “Munk

  1. Komplett, Papierverschwendung! Was mich tatsächlich eimn wenig traurig macht, weil seine Kühnkrimis so gut waren. Da hätte er doch sauber nachlegen können. Aber wer weiß was Männer im besten Alter so denken was brennend interessant ist. ;)

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