Vielen Dank dem DUMONT Buchverlag
Für diese hoffnungsspendende Publikation einer höchst ungewöhnlichen Geschichte in einer Zeit, in der eine wachsende Kleingeistigkeit Geschichten nurmehr durch ihre eng gesteckte Filterbrille zu betrachten wünscht. – Wenn sie dem vorliegenden Werk denn überhaupt gerecht werden kann.
Denn „Der Krieg im Garten des Königs der Toten“ von Sascha Macht ist ein überaus weites Buch, ein nach vielen Seiten hin offenes Buch. Ein Buch der Desillusionierten. Ein Buch nach dem Scheitern einer großen Idee, die doch nur Wirklichkeit hatte werden können, weil paranoide Militärs seinerzeit auf eine Atombombentestreihe bestanden hatten.
Lange bevor der siebzehnjährige Hauptprotagonist und Erzähler Bruno Hildago uns an seinem absonderlichen Leben teilhaben läßt.
Dabei besticht seine unbedingte Unbekümmertheit angesichts der schon weiter zurückliegenden Abreise seiner Eltern oder der um sich greifenden Verwahrlosung, sowohl innerhalb des 89‘ als Zuflucht gedachten Dorfes Kajagoogoo als auch landesweit.
Trotz seiner scheinbaren Unbekümmertheit betäubt sich Bruno mit abgedrehten Horrorstreifen auf VHS, die er teils kistenweise aus dem einzigen Laden des Dorfes bezieht.
Sein Ausweg aus einer Wirklichkeit, die jegliche Nachvollziehbarkeit entbehrt und von der niemand weiß, was sie morgen hervorbringen wird.
Er träumt von einem eigenen Film, der all die ihn umgebende Widersprüchlichkeit in einigen filmischen Skizzen darstellen soll.
Denn politische Unruhen sind mittlerweile an der Tagesordnung. Putsch jagt Putsch. Daneben Milizen, Geheimdienste, organisierte Kriminalität, Bandenbildung, Überfälle.
Die Inselrepublik, auf welcher wir Brunos Dorf finden, erscheint ursprünglich als ein Schmelztiegel sämtlicher Ideale und Utopien und verkehrte sich dann doch in ein bösartiges und überaus wankelmütiges Gegenteil, in welchem die Bürger schließlich auch nur wieder ins Fadenkreuz fadenscheiniger Verdächtigungen gerieten und hier und da auch verschwanden.
Vieles dort scheint vage und sprunghaft. Nichts ist sicher, und alles kann über Nacht gestohlen werden.
Surreale Züge durchziehen das ganze Buch. Bedrohliches scheint immerzu am Horizont zu lauern.
Wie der undurchsichtige Mexikaner Corazon, der morgens ohne weitere Erklärung auf dem Wohnzimmersofa liegt, als Bruno eintritt, denn die Tür ist ja offen.
Irgendwie sind aber noch einige Vorräte im Haus vorhanden. Westliche Produktmarken sind geläufig.
Schließlich aber verläßt Bruno sein Heimatdorf. Sein Ziel: Die Filmfestspiele in der Hauptstadt der Republik.
Begleitet wird er von einer Sporttasche gefüllt mit erlesenen Horrorfilmstreifen und Corazon.
Diese Geschichte besticht durch ihre bedrohlichen Surrealismus, der den Leser durch das ganze Buch begleitet, wobei ich das Gefühl nicht los werde, daß es sich bei „Der Krieg im Garten des Königs der Toten“ um eine Geschichte rein auf Metaebene handelt.
Der Krieg im Garten des Königs der Toten von Sascha Macht ist als Hardcover 2016 im Dumont Buchverlag erschienen. Für mehr Information durch Doppelklick auf das im Beitrag abgebildete Cover oder direkt auf der Verlagsseite.
Wirklich schade, Thurs…aber vielleicht war es auch nicht der richtige Zeitpunkt für das Buch. Wenn es im eigenen Leben so drunter und drüber geht, glaube ich gerne, daß man sich nach etwas Harmonischeren oder zumindest Geschlossenerem sehnt; zwecks der Übersichtlichkeit und eines Abschlusses, wogegen „Der Krieg im Garten des Königs der Toten“ doch sehr offen endet. Man weiß wirkllich nicht, was aus dem Jungen noch werden soll…..;)
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Mmpff … überlege ob deiner begeisterten Besprechung ob ich zu meiner Kleingeistigkeit stehe, oder doch vertrauensvoll das Buch nochmal aus dem Eck krame, wenn ich nicht schon entsorgt habe. Hat mich damals wirklich abgeschreckt und enttäuscht und es war nicht meines, dabei gab es große Erwartungen …
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