Pennäler Witze

So manchmal bin ich der gewohnten Belletristik müde und greife in der Buchhandlungs-Krabbelkiste nach einem mal-eben-so-nebenbei-Lesebuch. Dank der Deutschen Bahn hatte ich an einem der architektonisch so grandios und zugig gestalteten Bahnhöfe, ein wenig Zeit. Für 3.50 € war schnell ein Buch mit einem geschmacklosen Titel gefunden. Kurz reingelesen, damit ich wenigstens weiß, ob der Autor mich einigermaßen fesseln kann. Nach den ersten Seiten musste ich doch mehrmals schmunzeln. Gekauft!

Muss jetzt nicht heißen, dass mich das Buch die vollen 386 Seiten fesseln konnte, aber für Bahnfahrten war es ideal. Ein wenig lachen, wenn der Zug wieder so lange rumsteht, dass der Anschlusszug schon längst weg ist, und die Fahrt mal wieder fast doppelt so lang dauert. Lachen konnte ich bei dem Buch nicht so lange.

 

Timo Feuer hat gerade sein Abitur im zweiten Bildungsweg abgelegt. Die Automechanikerlehre wurde nur auf Wunsch der Eltern nach der Realschule angetreten. So richtig wusste er aber nicht, was er tun soll. Wie bei so Vielen kommen die Pläne, wie das Leben ablaufen soll, erst später. Der Wehrdienst steht nun an, alle Versuche, als T5 oder T4 gemustert zu werden, scheitern, und so muss sich T1-Timo um den Zivildienst und eine Stelle kümmern. In die Altenpflege möchte er nicht, da kommt ihm eine Suche des christlichen Freizeitheims St. Stephanus, die einen Hilfshausmeister brauchen, gerade recht. Vorgestellt und schon hat er die Stelle. Doch so einfach macht es ihm der Heimleiter nicht. In der brennenden Hitze müssen anfangs alle Gartenstühle abgeschliffen und neu gestrichen werden. Und der Garten hat parkähnliche Ausmaße, die gepflegt werden müssen.

Das einzige Highlight ist die weibliche Mitarbeiterin Charlotte, deren Vorbau es Timo angetan hat. Da ist aber auch noch die kurvenreiche Nichte des Heimleiters, die bei der Sparkasse arbeitet. Timo übernimmt gerne die Aufgabe, die Wocheneinnahmen des Heimes dort abzuliefern. Seufz!

Der Seufzer kommt jetzt von mir, da ihr schon ahnt, wohin das Buch so langsam abgleitet. Sobald eine hübsche Frau ins Spiel kommt, verkommt die Sprache zu sexistischen Andeutungen und hinter vorgehaltener Hand getuschelten Pennäler-Zoten. Heiko Thieß hat zwar eine sprachgewaltige und differenzierte Wortwahl, aber er schlenkert mir dann doch zu viel. Es gibt immer das Zusatz-Adjektiv, das es meiner Meinung nach nicht unbedingt braucht. Das mag am Anfang noch lustig sein, ist auf die Dauer aber ermüdend. Sonst ist Timo als Charakter gut gelungen, rotzfrech und nicht auf den Mund gefallen. Nebenbei helfen ihm seine betriebswirtschaftlichen Kenntnisse, dem Freizeitheim seine Patina auszutreiben. Und wer weiß, vielleicht findet er auch noch seine Frau fürs Leben. Im nächsten Band. Ein wirklich nettes Buch für zwischendurch mit ein paar netten Witzen für den nächsten Stammtisch.

Dicke Eier von Heiko Thieß ist im Juli 2016 beim Piper Verlag erschienen. Für mehr Informationen zum Buch, Klick auf das Cover oder direkt auf die Verlagsseite.

 

2 Gedanken zu “Pennäler Witze

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