Wenn wir mit 40 niemanden zum Zusammenleben gefunden haben, ziehen wir in eine WG, sagten meine Freund*innen und ich ziemlich ernsthaft mit Mitte 20. Genauso gut kann ich mir vorstellen, dass man für einen anderen Altersabschnitt alternative Wege des Zusammenlebens plant.
So passiert das auch bei der Ich-Erzählerin Eva und ihrer Freundin Katharina. Beide schon etwas älter und derzeit ohne Partner. Katharina erbt ein Gutshaus außerhalb des Speckgürtels von Berlin, irgendwo jwd. Und während Eva zum sofortigen Verkauf des Objekts rät, erwacht in Katharina der Wunsch, eine Wohngemeinschaft ins Leben zu rufen.
Eva wehrt sich mit Händen und Füßen gegen diese in ihren Augen absurde Idee, aber andere sind freudig dabei, sei es aus Angst vor der Einsamkeit, wegen drohender Krankheiten (besser, man hat dann Leute um sich) oder schlicht, weil städtischer Wohnraum knapp und überteuert ist. Für Eva alles keine überzeugenden Argumente, sie liebt ihre Unabhängigkeit in Berlin.
…“Elf Monate später zog ich [Eva] in das Haus ein, und das nicht, weil ich ein kollektives Hinleben auf Siechtum und Tod inzwischen verlockend fand, sondern weil unausweichliche Umstände mich zwangen, meine Wohnung aufzugeben.“
Herrlich lakonisch und knochentrocken beschreibt Eva als Ich-Erzählerin das allmähliche Zusammenkommen einer Zweck-WG, deren Bestandteil sie niemals sein wollte. Schonungslos analysiert sie die Gemeinschaft, beschreibt Situationen und Momente, die guten wie die schlechten. Eine unerwartete Lektüre, in die ich ähnlich ungeplant hineinrutschte wie Eva in die Alters-Kommune.
Guter Lesestoff, der mich aber auch ein wenig desillusioniert hat bezüglich meiner eigenen naiven Vorstellungen von möglichen Alters-WGs …
„Das Haus“ von Monika Maron ist als gebundenes Buch am 5. Oktober 2023 im Verlag Hoffmann und Campe erschienen.
Mehr Informationen zu diesem Buch durch Klick auf den Verlagsnamen oder auf das Bild.


Naja, WG bedeutet immer Kompromisse permanent auszuhandeln und das kann sehr unagenehm werden, je nach Temperament der einzelnen Mitbewohner. Im Prinzip ist Familie nichts anderes ;)
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