Während also optimierte Algorithmen mittlerweile dabei zur Hand gehen, die eigene Karriere zu reanimieren, Artikel zusammenzuklauen und bei gleichzeitiger Datenhamsterei sogar literarische Werke halbseiden zu übersetzen, verharre ich trotzig munter in einem Prä – KI – Stadium, das ich sehr genieße.
Ein Verstand, der analoge Straßenkarten aufschlüsseln und den richtigen Weg festlegen kann, besticht auch durch eine daraus folgende Befriedigung. – Ja, es fühlt sich verdammt gut an, einen trainierten Hirnmuskel hinter den Augen zu wissen.
Ebenso erbaulich ist es, einen Brotteig mit der Hand zu kneten, anstatt ein Gerät zum Einsatz zu bringen.
Handarbeit stimuliert. Ob nun mit Nadeln sexy Unterwäsche zu kreieren oder aber mit zehn Fingern eine Tastatur zu bedienen, ist dabei alles in allem irrelevant.
Es existiert erwiesenermaßen eine positive Wechselwirkung zwischen Hirn und Hand. Und das ist auch gut so.
Selbstverständlich kann nicht jeder alles quasi aus dem Stegreif.
Aber man kann lernen. – Manche gehen sogar soweit zu sagen, man muß lernen. Und zwar ein Leben lang.
Auch mit den Händen. Oder gerade mit denen.
Also feiert zur Abwechslung einmal Eure Hände!
Und die auszuführenden Tätigkeiten, die sie vollbringen.
Packt mit ihnen mal wieder etwas an und schmeißt es zum Fenster raus.
Vielleicht begleitet durch ein martialisches Brüllen und Toben.
Zum Beweis der eigenen Lebendigkeit. Oder weil nichts im Fernsehen läuft. Oder weil die Buchhandlung an der Ecke bankrott gegangen ist, während durchoptimierte Massenfilialen überall Einzug halten, so daß jede Straße gleich aussieht.
Egal.
Ich gehe eh nicht gern raus. Zu niederschmetternd und verstörend empfinde ich das umherziehende Zombieheer niederfrequenter Zeitgenossen mit Mangelerscheinungen.
Wasser, Minerale und Vitamine.
Wie aufm Segelschiff des 18. Jahrhunderts.
Hat sich eigentlich nicht viel geändert. Und das obwohl sich so ziemlich alles geändert hat.
In erster Linie die Ernährungssicherheit und das weite Feld der Hygiene.
Tatsächlich wird das aber in extraordinären Kreisen keck in Frage gestellt. Wie alles andere auch.
Postmodernes Scheibenweltdenken. Man glaubt es kaum. Hunderte Satelliten rasen über uns hinweg. Wir können japanisches Fernsehen empfangen. Von unter der Welt.
Und dennoch ist sich so mancher nicht sicher, dass die Erde ein verbeulter Geoid ist; macht sich aber auch nicht auf den Weg, sich der Wirklichkeit zu stellen.
Man hinterfragt einfach mal alles. Das tut man gern in jenen Breiten des vorherrschenden Flachdenkens.
Und dabei sind wir doch so gebildet. Oder abgehoben.
Wahrscheinlich beides.
Denn wie sonst läßt es sich erklären, dass man freiwillig eine Software zu Rate zieht, um etwas so Profanem, wie einem hirntoten Karrierekadaver, neues Leben einzuhauchen?
Vielleicht handelt es sich dabei um eine Kapitulation vor der Schnelllebigkeit und Komplexität der heutigen Welt.
Und ein Karriereassistent schenkt Halt und die Illusion von Aufmerksamkeit in einer Zeit des oberflächlichen Vorübergleitens.
Geruede – assistenzlos glücklich

