Es ist immer so eine Sache mit diesen gehypten Büchern: Einerseits reizt es einen, nachvollziehen zu können, was dahintersteckt, dass so viele Leute über DEN einen Titel so viel reden. Andererseits löst ein Hype bei mir fast gleichzeitig eine totale Antihaltung hervor: Dann nicht! Das hat dazu geführt, dass ich mich jahrelang Harry Potter entzogen habe, weil es mich soooo langweilte, dass er omnipräsent war. Irgendwann flaute der ganz große Hype ab und ich blätterte mal rein – und war (natürlich) gefangen ;-)
Dank Social Media und gutgeschmierten Marketing-Maschinerien ploppt pro Halbjahr mindestens ein Buch auf, das auch überall plakatiert, besprochen, diskutiert wird. Im Frühjahr war es „Yellowface“. DAS Buch des Jahres hieß es – jetzt, so finde ich, ist es schon immer weniger präsent in den Köpfen der Buchhändler, denn es kommen ja so viele tolle Geschichten nach, da vergisst man die, die eben doch nicht so nachhallten.
Wir waren geteilter Meinung in der Buchhandlung, ich war von Anfang an skeptisch und im Lager „naja“ … Eine junge, weiße, amerikanische Schriftstellerin mit eher mäßigem Erfolg ist locker mit einer asiatischstämmigen Amerikanerin befreundet, die ebenfalls schreibt. Sie jedoch mit sehr großem Erfolg. Eines Abends backen die beiden zusammen Pfannkuchen und – banal, wie dramatisch – Juniper wird Augenzeuge, wie ihre Freundin Athena beim Pfannkuchenwettessen an einem Teigklumpen erstickt. Sie versucht alles, doch sie kann sie nicht retten. Was sie jedoch retten kann, ist das just an dem Tag fertiggestellte Manuskript, das ihr ihre erfolgreiche Freundin wenige Minuten vor der Tragödie stolz präsentiert hat. Einem Impuls folgendend packt Juniper den Rohdiamanten ein und beginnt zu Hause zu lesen. Sie ist fasziniert, kann nicht aufhören, beginnt aber auch, mit dem Text zu spielen, ihn zu bearbeiten. Manche Stellen findet sie nicht gut gelungen, da formuliert sie neu und irgendwann, nach langen Arbeitsphasen an und mit dem Text, kommt ihr der Gedanke, das Werk zu veröffentlichen, denn ihr eigener Literaturagent macht auch Druck, will neuen Stoff. Statt das Werk als Kooperation zu deklarieren, erwähnt sie mit keiner Silbe, dass der Ursprungstext von Athena stammt.
Es kommt, wie man ahnt: Das Buch schlägt ein wie ein Komet und plötzlich hat Juniper alles, was Athena immer hatte. Erfolg! Geld! Aufmerksamkeit!
Nach und nach werden Plagiatsvorwürfe laut, es gibt Stimmen, die vermuten, dass das nicht ganz Junipers Werk gewesen sein kann. Und warum schreibt eine Nicht-Asiatin über ein Thema, das doch eher eine Asiatin aufarbeiten sollte. DARF das eine weiße Amerikanerin überhaupt?
Der Spießrutenlauf beginnt und damit ein Albtraum für Juniper …
Ein Buch, das den inneren Voyeur glücklich macht, denn Leute, die den Literaturbetrieb nicht kennen, lesen es in weiten Teilen mit Sicherheit wie ein Krimi mit Insiderinfos. Satirisch überspitzt, sprachlich gewandt, kann man nüchtern betrachtet nicht viel Schlechtes über die Idee und seine Umsetzung sagen, aber dann gibt es ja auch immer noch die Emotionen ;-) Die wurden bei mir von diesem Buch überhaupt nicht erreicht. Ich erkenne die Idee der Autorin an, kann das honorieren, aber angesprochen hat mich die ganze Szenerie nur im ersten Drittel. Dann war klar, wo der Hase langläuft und ich hätte das Buch gerne deutlich kürzer und pointierter gehabt.
Fazit: Für mich – Much ado about nothing ;-)
Nicht mein Ding – andere finden es großartig. Bildet Euch Eure eigene Meinung und lest es selbst ;-)
Yellowface von Rebecca F. Kuang ist als Hardcover im Eichborn Verlag erschienen. Mehr Informationen gibt es über einen Klick auf den Verlagsnamen oder das Buchcover.


Ich fand es nett, informativ, was das Verlagswesen angeht und hinten raus etwas öde … aber schon Babel hat mich nicht so komplett abgeholt, wobei es gut war, doch wie du schreibst unpersönlich, die Charaktere werden beobachtet, mögen kann man sie nicht, verabscheuen auch nicht, daher bleiben sie blass
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