Die feine New Yorker Farngesellschaft

„Eine so seltsame Gruppe von Spinnern findet man so leicht kein zweites Mal.“

Anfang des Jahres 2000 reiste der britische Neurologe und Autor Oliver Sacks  nach Mexiko. Genauer gen Oaxaca. Dort ist DAS Paradies für Farnfans.
Aufgewachsen in den dreissiger Jahren des letzten Jahrtausends, in einem Haus dessen Garten aufgrund der Vorliebe seiner Mutter voller Farne war, samt Gewächshaus für die Arten, die mit dem englischen Wetter nicht zurande kamen, ist ihm die Liebe zu diesen Gewächsen geblieben.

„Farne gefielen mir wegen ihrer Schnörkel, ihrer eingerollten Blattriebe, ihrer viktorianischen Erscheinung. … Doch auf einer tieferen Ebene erfüllten sie mich mit Staunen, weil sie so uralt waren.“

350 Millionen Jahre alt sind diese fiedrigen kleinen Wunderwerke.

Wer Sacks Bücher kennt, weiß, dass dieser Mann wunderbar schreiben und erzählen konnte. Und so begab ich mich auf eine Kopfreise nach Mexiko. Es war bereichernd. Sacks nimmt die LeserInnen mit auf seine ungewöhnliche Exkursion und teilt freigiebig seine, oft bezaubernden, faszinierend abschweifenden Gedanken.

Man sollte Pflanzen, Kulturen, Menschen, Architektur und kleine philosophische Ausflüge mögen, um mit der Feinen New Yorker Farngesellschaft glücklich zu werden. Danach ist es durchaus möglich, die Welt mit einem besser geschulten Blick für die grazilen Kunstwerke der Natur zu betrachten.

Sacks Faszination für Schachtelhalme teile ich übrigens seit meiner Kindheit und witzigerweise scheinen bei uns beiden Museen dafür verantwortlich zu sein. Bei mir war es das an den Zoopark angrenzende Düsseldorfer Museum (das gibt es wohl heute nicht mehr, zumindest habe ich nichts gefunden), das dank 50 Pfennig Eintritt oft und glücklich aufgesucht wurde, bei ihm das Londoner Natural History Museum. Andere Hausnummer, selbe Wirkung. 😉
Die Faszination Evolution ist überall in diesem Reisetagebuch zu finden und es ist eine außergewöhnliches Vergnügen, sich davon inspirieren zu lassen. Besonders, weil Oliver Sacks ein großartiger Erzähler ist. Übersetzt hat das Ganze Dirk van Gunsteren, daran mag die Leichtigkeit des Erzählten auch liegen.


Mein erstes Highlight 2021, das ich, wie so viele Sachbuchhighlights, wie so oft bei Elementares Lesen gefunden habe. Dankeschön, mal wieder. 🙂

Die feine New Yorker Farngesellschaft ist im August 2019 bei liebeskind erschienen. Weitere Informationen findet ihr auf der Verlagsseite.

6 Gedanken zu “Die feine New Yorker Farngesellschaft

  1. Oh, ich vermisse das Arboretum auf der Mainau, das wir uns dieses Jahr gespart haben, das Meer und Frankreich allgemein. Die ganze Wanderei war nett aber so ein wenig Museen, Kunst, Konzerte …. sorry, es ging mit mir durch, dabei ist das Jammern auf hohem Niveau. Wünsche dir auch Gesundheit und uns allen die Fähigkeit sich an den klitzkleinen, alltäglichen Schönheiten zu freuen.

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  2. Unbedingt. Mit der Seinsseinheit hast du mich sehr überzeugt. 🙂 Sacks liebt übrigens auch, noch vor den Farnen die Schachtelhalme, aufgrund ihrer Ursprünglichkeit. Die wachsen seit letztem Jahr auch in meinem Minibiotop. Sie faszinierten mich schon als Kind, allerdings da, weil man sie so wunderbar ordentlich auseinanderrupfen konnte, wovon ich heute tunlichst absehe. Ein gutes Neues für dich und herzliche Grüße thurs

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  3. Genauso ging es mir auch, ich habe es ausgekostet, über Wochen, im Bewusstsein, dass es ja nur so ein kleines schmales Bändchen ist und es hat meine Laune immer wieder gehoben. Ich möchte unbedingt alles was ich von Sacks noch nicht kenne weitererlesen. Er hat diese feine altmodische? Art zu erzählen.

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  4. Ein schöner Einstieg ins neue Lesejahr 🙂 Freut mich, dass dir das Buch ebenso gut gefiel wie mir! Ich habe es mit einem Lächeln gelesen, weil ich mich in die Beschreibungen von Sacks hineinfallen lassen konnte.

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